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Bildnachweis: AlpTransit Gotthard AG

Verstärkte Maßnahmen gegen Lkw-Transit nötig

Anlässlich der Eröffnung des Gotthard Bahntunnels in der Schweiz fordert der VCÖ diesem Beispiel zu folgen und den Schienengüterverkehr auszubauen sowie eine Mindestmaut für Lkw auf EU-Ebene einzuführen.

Am 1. Juni, wird der Gotthard-Basistunnel, der größte Bahntunnel der Welt, eröffnet. Damit wird die Schweiz eine weitere Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene erreichen. Der VCÖ weist darauf hin, dass der Lkw-Verkehr über die vier Schweizer Alpenpässe seit dem Jahr 2000 um ein Viertel zurückgegangen ist. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Lkw über den Brenner um ein Fünftel zu. In Österreich und auf EU-Ebene sind verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Lkw-Transitverkehrs nötig, betont der VCÖ. 

Nach 17 Jahren Bauzeit wird der 57 Kilometer lange Bahntunnel durch den Gotthard am 1.Juni feierlich eröffnet. Im Jahr 2020 sollen täglich 220 Güterzüge durch den Gotthardtunnel fahren, derzeit sind über den Gotthard 150 bis 180 Güterzüge pro Tag unterwegs. "Die Schweiz wird damit nochmals einen großen Teil des Transitverkehrs von der Straße auf die Schiene verlagern", stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. 

In der Schweiz werden schon heute zwei Drittel des alpenquerenden Güterverkehrs mit der Bahn transportiert und nur ein Drittel mit Lkw. In Österreich ist das Verhältnis genau umgekehrt und in Frankreich werden sogar 90 Prozent des Alpentransits auf der Straße transportiert. Die Schweiz hat es zudem in den vergangenen 15 Jahren geschafft, die Zahl der Lkw-Fahrten über ihre Alpenübergänge deutlich zu reduzieren. Im Vorjahr passierten rund eine Million Lkw die Schweizer Alpenübergänge, um fast 400.000 weniger als noch im Jahr 2000, macht der VCÖ aufmerksam. 

Anders in Österreich: Allein über den Brenner fuhren im Vorjahr mit rund 2,1 Millionen Lkw doppelt so viele Lastwagen wie über alle Schweizer Alpenquerungen zusammen. Und seit dem Jahr 2000 hat die Zahl der Lkw-Fahrten über den Brenner um rund ein Fünftel zugenommen, so der VCÖ. Im Vorjahr überquerten im Schnitt 5.775 Lkw pro Tag den Brenner, im Jahr 2000 waren es 4.755 pro Tag. Heute sind also jeden Tag im Schnitt um rund 1.000 mehr über den Brenner unterwegs als noch vor 15 Jahren. Für die Anrainerinnen und Anrainer heißt das, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe, wie Feinstaub und Stickoxide, sowie mehr Lärm, weist der VCÖ auf die Folgen hin.

Der VCÖ spricht sich für verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Lkw-Transitverkehrs aus. Neben dem Ausbau des Schienengüterverkehrs, etwa auch durch mehr betriebliche Gleisanschlüsse, soll auf EU-Ebene eine Mindestmaut für Lkw eingeführt werden. Derzeit kommt der Lkw-Verkehr nur für einen Bruchteil der von ihm verursachten Kosten auf, mehr Lkw-Fahrten sind die Folge. "Müsste der Lkw-Verkehr die verursachten Kosten zur Gänze tragen, erhöht sich die Effizienz im Transport und es gibt eine stärkere Verlagerung auf die Schiene", betont VCÖ-Experte Gansterer. Zudem ist in der EU die Mindesthöhe der Mineralölsteuer von Diesel zumindest auf das Niveau von Eurosuper anzuheben.

Der Gotthard-Tunnel und der Ausbau der Zulaufstrecken haben rund 24 Milliarden Schweizer Franken gekostet, finanziert zu einem wesentlichen Teil über die Einnahmen aus der Lkw-Maut. Die Lkw-Maut wurde in der Schweiz bereits im Jahr 2001 eingeführt und gilt - im Unterschied zu Österreich - flächendeckend auf allen Straßen. "In Österreich behaupten manche eine Ausweitung der Lkw-Maut würde der Wirtschaft schaden. Der Blick in die Schweiz zeigt, dass dem nicht so ist. Umso mehr als in der Schweiz im Unterschied zu Österreich Diesel nicht steuerlich begünstigt wird", stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. 


VCÖ: Lkw-Verkehr über Schweizer Alpenübergänge ging seit 2000 um 28 Prozent zurück 

(Anzahl schwere Lkw über Schweizer Alpenübergänge) 

Jahr 2015: 1,01 Millionen Lkw über Schweiz 
Jahr 2014: 1,03 Millionen Lkw
Jahr 2013: 1,05 Millionen Lkw
Jahr 2012: 1,15 Millionen Lkw
Jahr 2011: 1,22 Millionen Lkw
Jahr 2010: 1,24 Millionen Lkw
Jahr 2009: 1,18 Millionen Lkw
Jahr 2005: 1,20 Millionen Lkw
Jahr 2000: 1,40 Millionen Lkw 

Quelle: BAV, VCÖ 2016

VCÖ: Seit dem Jahr 2000 um 21 Prozent mehr Lkw über den Brenner

(Anzahl Lkw (in Klammer Sattelkraftfahrzeuge pro Tag))

Jahr 2015: 5.775 Lkw pro Tag (davon 5.358 Sattelkraftfahrzeuge pro Tag) 
Jahr 2014: 5.402 (5.041)
Jahr 2012: 5.592 (4.830)  
Jahr 2011: 5.539 (4.768)  
Jahr 2010: 5.340 (4.589) 
Jahr 2005: 5.890 (5.134) 
Jahr 2000: 4.755 (4.045) 

Für das Jahr 2013 stehen aufgrund eines Zählstellenausfalls keine Daten zur Verfügung. 
Quelle: Land Tirol, VCÖ 2016