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So unterschiedlich die Gemeinden in Österreich sind, so bunt sind heuer auch die Top-5-Gemeinden des public Bonitätsrankings 2015. Die Gewinner zählen aber nicht zu den reichsten Gemeinden des Landes, sondern zu jenen, die am umsichtigsten wirtschaften. Den Ausschlag für die gute Platzierung geben aber nicht nur hervorragende Managementqualitäten, sondern eine Mischung aus zahlreichen Faktoren, wie eine gute geographische Lage, ein potentes Wirtschaftsunternehmen im Ort, das für Arbeitsplätze sorgt, und manchmal auch die passende Politik auf Landesebene.
Von Agnes Kern
Im Gemeindebonitätsranking 2015, das alljährlich im Auftrag von public vom KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung erstellt wird, rangieren gleich fünf Gemeinden auf dem fünften Platz: Matzendorf-Hölles (NÖ), Bildein (B), Großgöttfritz (NÖ), Markt Sankt Florian (OÖ) und Weinitzen (St). Es ist jedoch die steirische Gemeinde, die es erstmals in das public-Ranking schafft.
Steirische Zuzugsgemeinde auf Platz 5
Die direkt nördlich von Graz liegende Gemeinde Weinitzen, hat in den letzten Jahrzehnten ihre Einwohnerzahl auf rund 2.600 Einwohner verdoppelt. Bürgermeister Josef Neuhold zeigt sich über das gute Abschneiden seiner Gemeinde erstaunt, denn die Gemeinde baut gerade eine Schule und hat ihre in den letzten Jahren dafür angesparten Rücklagen bereits aufgebraucht. Das Ergebnis überrascht auch insofern, als die laufenden Einnahmen von Weinitzen in Summe unter dem steirischen und österreichischen Durchschnitt von Gemeinden gleicher Größe liegen. Sowohl eigene Steuern, Ertragsanteile als auch Gebühren sind in Weinitzen relativ gering, analysiert das KDZ. Die Gemeinde hat auch nur wenig Industrie und Gewerbe, profitiert aber von der Nähe zur Stadt Graz. „Wir sind eine Wohngemeinde und haben sehr viele Grünflächen. Dadurch sind die Kinderzahlen in den letzten Jahren stark angestiegen. Deswegen haben wir auch die Volksschule neu gebaut und werden in einigen Jahren sicher wieder etwas im Kindergartenbereich unternehmen müssen. Der Kindergarten ist zwar recht neu, aber durch den Zuzug gibt es auch mehr Kinder. Da müssen wir mit der Entwicklung mithalten. Wir wollen auch nicht die Gemeinde zupflastern, sondern langsam wachsen und haben einen entsprechenden Bebauungsplan.“ Trotzdem liegen die laufenden Ausgaben der Gemeinde deutlich unter dem Mittelwert, sodass sich insgesamt ein überdurchschnittliches Ergebnis für die laufende Gebarung ergibt. Hinzu kommen bisher relativ geringe Investitionen, die zum Teil stark durch Kapitaltransfereinnahmen finanziert wurden. „Projekte wurden in der Vergangenheit immer recht vorsichtig umgesetzt und mit den Gemeindefinanzen sorgsam umgegangen“, erklärt der Bürgermeister das gute Ergebnis. Dadurch ist der Gemeinde über die Jahre auch eine Schuldenreduktion gelungen. „Tendenziell weisen die Gemeinden in der Steiermark aber ein schlechteres Bild aus – ein Großteil der Gemeinden befindet sich in den unteren fünf Dezilen“, so Peter Biwald, Geschäftsführer des KDZ.
St. Johann im Pongau ist gut aufgestellt
Auf Platz vier schaffte es heuer St. Johann im Pongau, die Hauptstadt und mit über 10.000 Einwohnern auch die einwohnerstärkste Gemeinde des Bezirkes im Bundesland Salzburg. „Es geht uns gut. Es zeigt sich, dass der Weg, den St. Johann eingeschlagen hat, sich immer wieder bewährt. Die letzte Bonitätsprüfung war genauso gut und jetzt wieder. Ich glaube, dass wir als Gemeinde sehr gut und sehr nachhaltig aufgestellt sind“, freut sich Bürgermeister Günther Mitterer über das positive Abschneiden. Neben den alltäglichen Investitionen in Straßensanierung, Kanal- und Trinkwasserausbau gibt es derzeit ein herausragendes Projekt. Im Sprengelverband wird gerade ein Zentrum für Inklusiv- und Sonderpädagogik eingerichtet. „Wir sind sehr stolz, dass wir das ohne Fremdfinanzierung, ohne Aufnahme von Krediten, sondern mit Eigenkapital lösen können. Und das ist natürlich sehr gut für die Entwicklung der Gemeinde“, ist Mitterer überzeugt.
Die nächsten großen Herausforderungen sieht der Pongauer Bürgermeister allerdings auf einer höheren Ebene: „Dass wir diesen Standard halten können, nicht nur als Gemeinde St. Johann, sondern als der ganze Staat Österreich. Derzeit bleibt eigentlich kein Stein auf dem anderen, das zeigen die Wahlen in der Steiermark und im Burgenland, oder auch ganz aktuell die FPÖ intern in Salzburg. Das hat vor einem halben Jahr kein Mensch vorhergesehen.“ Die Lösung des Problems liegt seiner Meinung nach in der ewig aufgeschobenen Verwaltungsreform. „Wir können nicht immer nur davon sprechen, sondern wir müssen jetzt endlich Taten folgen lassen.“ Auf der einen Seite werden die Anforderungen an eine Gemeinde immer mehr und auf der anderen Seite wird es einnahmenseitig immer weniger. Er ist überzeugt, dass man viele Probleme nicht zentral lösen kann: „Das haben wieder die letzten Umfragen ergeben, dass es eigentlich in den Gemeinden am besten funktioniert, weil ich hier kurze, direkte Wege habe. Wenn ich mir heute das Finanzsystem anschaue mit den ganzen Querfinanzierungen, mit den Förderströmen, die kein Mensch mehr nachvollziehen kann, da geht sicher sehr viel Geld verloren. Dadurch kommen wir auch in einen Bürokratieaufbau. Es geht alles nur noch mit sehr vielen Gutachten, sehr vielen Sachverständigen. Es traut sich niemand mehr, etwas zu entscheiden. Es wird alles zwei- bis dreimal abgesichert. Wenn wir das nicht lösen, dann schaut die Zukunft sicher nicht rosig aus.“ Seine Gemeinde könne diese Probleme aber nicht lösen, sondern nur darauf hinweisen. „Wir machen es in unserem Bereich, glaube ich, sehr gut und das zeigt auch die Analyse von public. Die Ergebnisse sind ja eigentlich für alle Gemeinden sehr gut. Dass man ein paar Ausreißer hat, nach oben wie nach unten, das ist schon klar, aber großteils sind schon die Gemeinden die Träger des Staates“, so der Bürgermeister. Man ist an den tagtäglichen Problemen der Menschen dran und es werden die Probleme auch gelöst. Bei dem direkten Kontakt kann nicht nach Ausreden gesucht werden.
Doppik bringt keine Vereinfachung
Nach Einsparungspotenzialen befragt, beispielsweise im Bereich des Rechnungswesens, sagt Mitterer: „Da habe ich auch meine eigene Meinung dazu. Ich glaube, wir haben ein Rechnungswesen, das über Jahrzehnte sehr gut funktioniert. Die ganze Thematik über die Doppik ist ja gekommen, damit man mit dem Geld nicht mehr spekulieren kann. Meiner Meinung nach ist es ganz egal, welches Rechnungswesen ich habe. Wenn ich etwas von vornherein vorhabe und ein Finanzmanagementgenie bin, werde ich es machen können. Ich lasse es mir sicher nicht als Gemeinde unterstellen, dass ich so etwas vorhabe und ich glaube, dass das bestehende System gar nicht so schlecht ist.“ Es sei nämlich verständlich für die Gemeindevertreter und die Bürger. „Wenn ich mit allem transparent und offen umgehe, hab ich auch kein Problem damit. Allein die Umstellung kostet wahnsinnig viel Geld. Und wir machen wieder alles komplizierter.“
Grundsätzlich ist die Lage der Salzburger Gemeinden sehr gut. Bei 119 gibt es gerade einmal sieben Abgangsgemeinden. Damit ist das Land Salzburg mit Abstand jenes Bundesland in Österreich mit den wenigsten Abgangsgemeinden erläutert Reinhard Scharfetter, Referatsleiter für Gemeindefinanzierung: „Der eine Vorteil ist, dass wir relativ eine geringe Anzahl von Gemeinden haben. Wir haben die Strukturbereinigungen schon vor Jahrzehnten gemacht, daher sind wir mit 119 Gemeinden gut aufgestellt.“ Außerdem hat Salzburg vorteilhafte Richtlinien für die Bedarfsausgleichsmittel, den sogenannten Gemeindeausgleichsfonds, nach dessen Richtlinien die Mittelverteilung erfolgt: „Da können wir ganz gezielt darauf schauen, und jenen Gemeinden, die etwas mehr Geld brauchen, können wir unter die Arme greifen. Bei uns reicht z. B. eine Gemeinde für den Schulbau oder den Kindergartenbau eine Investitionstätigkeit ein und kann dann bereits im Vorhinein einen bestimmten Fördersatz errechnen. Dann gibt es einen bestimmten Sockelbetrag, z. B. Hausnummer für eine Schule werden grundsätzlich 40 Prozent Gemeindeausgleichsmittel bezahlt und die finanzschwächeren Gemeinden erhalten nach einem ausgeklügelten System einen Zuschlag – es kann also sein, dass so eine Gemeinde auf 60–70 Prozent kommt – und eine finanzstärkere Gemeinde bekommt Abzüge, z. B. bekommt St. Johann für den Schulbau nur 20 Prozent.“
Auch Vorarlberger Gemeinde unter den Top 5
Auf Platz drei kletterte jedoch eine Vorarlberger Gemeinde. Langen liegt rund zehn Kilometer von Bregenz entfernt und verfügt über eine umfangreiche Infrastruktur, steht aber finanziell trotz eher geringer Kommunalsteuereinkommen momentan sehr gut da. „Man fühlt sich natürlich sehr wohl in einer Gemeinde, in der die Finanzen noch in Ordnung sind. Über viele Jahre wurde sehr gute Politik gemacht, speziell Finanzpolitik. Bei unseren Projekten bemühen wir uns um relativ hohe Ansparungen. D. h., dass diese Projekte mit hohen Rücklagen vorbereitet und erst dann durchgeführt wurden“, erklärt Bürgermeister Kirchmann und lobt seine Vorgänger für ihre solide Finanzpolitik über den Klee. Hier liegt auch schon das erste Erfolgsgeheimnis der Gemeinde: Immer wenn etwas gekauft oder angeschafft wurde, geschah dies mit einem großen Augenmerk auf die Nachfolgekosten.
Kirchmann stellt jedoch fest, dass seine Gemeinde ihre gute Position im Ranking nicht auf Dauer wird halten können: „Wir haben doch recht große Projekte vor und dann sind wir nicht mehr schuldenfrei bzw. noch schuldenfrei, aber haben nicht mehr diese Rücklagen. Wir sind eine Gemeinde, in der Kommunalsteuereinkommen eine untergeordnete Rolle haben. Wir haben zwar schon tolle Handwerksbetriebe, aber keinen Großbetrieb. Der größte Betrieb hat 20–30 Mitarbeiter.“ Mit einem Altersheim, Betreutem Wohnen und der Revitalisierung eines zentral gelegenen Gasthauses stehen einige größere Projekte ins Haus. Die Gemeinde hat das ehemalige Gasthaus erworben und will es wieder zu einem attraktiven Mittelpunkt im Ort machen.
Im Rahmen des neuen Entwicklungskonzeptes Langen 2030 sind etliche weitere Projekte geplant, die alle mit den fußläufigen und Radverbindungen im Ort zu tun haben. Die Kinderbetreuung ist dem Bürgermeister ein besonderes Anliegen, denn derzeit stagniert die Bevölkerung von Langen: „Wir müssen alles dafür tun, dass wir familienfreundlicher werden und dafür haben wir die Weichen auch schon gestellt. Wir brauchen Kleinkinder, wir brauchen junge Familien mit Kindern. Das gibt es momentan nicht auf dem Wunschmarkt und da sind wir an der Korrektur dran.“ Die Gemeinde führt zwar noch eine eigene Volkschule, aber die Zahlen sind deutlich rückläufig. Die Mittelschule wird gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden Doren und Sulzberg betrieben. „Wir haben vor ein paar Jahren mit sozialem Wohnbau begonnen, um jungen Familien leistbares Wohnen zur Verfügung zu stellen. Wir haben Widmungen bisher recht streng gehandhabt, sind aber nun am Überlegen, wie wir hier mehr Flexibilität hereinbringen können. Was wir von der Gemeinde dazu aber am meisten beisteuern können, sind sehr attraktive Kinderbetreuungseinrichtungen, damit Familien sich auch für Langen entscheiden“, ist Kirchmann überzeugt. Er sieht die Ge- meinde als Dienstleister, der noch näher zum Bürger rücken muss.
Kooperationen helfen Geld zu sparen
Weitere Einsparungspotenziale sieht er im Ausbau der Kooperation mit den Nachbargemeinden. „Hier gibt es noch sehr viele Möglichkeiten. Ich denke hier nur an die Erweiterung einer Sportanlage, die da in unseren drei Gemeinden in den Köpfen geistert. Wir sind sicherlich nicht in der Größenordnung und in der finanziellen Lage, einen eigenen Sportplatz bauen zu können, der ausreichend belegt ist. Wir brauchen alle einen Sportplatz für unsere Kinder, das ist schon klar, aber wir sind zutiefst überzeugt, meine Kollegen und ich, dass ein Platz für drei vielleicht sogar vier Gemeinden genügt.“ Eine engere Zusammenarbeit kann er sich auch im Kindergartenbereich vorstellen oder bei gewissen Ämtern wie dem Bauamt: „Es kann ja trotzdem jede Gemeinde ihr Bauamt innehaben, aber der übergeordnete Baujurist kann für mehrere Gemeinden zur Verfügung stehen. Diesen Weg gehen wir schon teilweise und den wollen wir auch vertiefen. Hier kann man noch große Kosten sparen.“ Langen kooperiert derzeit bereits beim Standesamt, in der Buchhaltung, in der Lohnverrechnung und im Schulverband. „Wir haben auch eine gemeinsame Arbeit bei Wirtschaftsthemen aufgenommen – wir sind derzeit dran, ein überregionales Betriebsgebiet miteinander zu erarbeiten.“ Potenzial für mehr Zusammenarbeit gibt es seiner Meinung nach genug, trotzdem müsse man sich jeden Bereich ganz genau anschauen, denn jede Kooperation bringe zwar eine Erleichterung für die Mitarbeiter, aber nicht unbedingt eine Kostenersparnis.
Gresten verbessert sich österreichweit auf Platz 2
Die Marktgemeinde Gresten aus dem Bezirk Scheibbs in Niederösterreich verbesserte sich österreichweit von Platz 10 auf Platz 2 und führt damit auch die Liste aller Gemeinden in Niederösterreich an. „Nachdem wir schon im Vorjahr auf Platz zwei waren, freut es uns, wieder vorne mit dabei zu sein. Die Marktgemeinde Gresten ist in der glücklichen Lage, flächenmäßig eine sehr kleine Gemeinde zu sein. Wir haben eine hohe Dichte an Bevölkerung. Wir haben nur vier Quadratkilometer und eine Dicht pro Quadratkilometer von rund 700 Einwohnern. Damit rechnen sich natürlich Einrichtungen wie Kanal, Wasser usw. sehr gut. Wir haben auch weniger Gemeindestraßen, weniger Winterdienst bzw. sehr komprimiert“, weiht Bürgermeister Wolfgang Fahrnberger public in das Erfolgsgeheimnis seiner Gemeinde ein. Die Gründe für die Top-Platzierung liegen aber nicht nur in der kompakten Größe der Gemeinde: Die Einnahmen aus eigenen Steuern liegen in der Gemeinde Gresten deutlich über dem niederösterreichischen Durchschnitt. „Wir haben rund 2.000 Einwohner ohne Zweitwohnsitze, mit den Zweitwohnsitzen 2.500, haben aber 1.300–1.400 Arbeitsplätze. Wir sind eine Einpendlergemeinde und haben einen großen Leitbetrieb mit rund 800 Arbeitsplätzen, nämlich den Profilerzeuger Welser. Das ist die Butter aufs Brot. Die Gewerbesteuer der Firma Welser macht rund 60 Prozent der gesamten Kommunalsteuer aus“, erklärt Fahrnbeger die sprudelnden Einnahmen.
Und obwohl die Ertragsanteile und Gebühreneinnahmen leicht unter dem Mittelwert liegen, ergeben sich für die Gemeinde so deutlich überdurchschnittliche laufende Einnahmen. „Wir haben die niedrigsten Gebühren im ganzen Bezirk und natürlich auch im Landesdurchschnitt, sowohl beim Wasser als auch bei der Kläranlage“, bestätigt der Bürgermeister. Auf der Ausgabenseite ist vor allem der Personalaufwand im Vergleich mit anderen Gemeinden relativ gering, während der Verwaltungs- und Betriebsaufwand und die Transfers an Träger des öffentlichen Rechts im Durchschnitt liegen. Insgesamt liegen die laufenden Ausgaben unter dem niederösterreichischen Schnitt, sodass sich mit den hohen laufenden Einnahmen eine hohe finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde ergibt. Aufgrund geringer Investitionen, v. a. in den Jahren 2010 und 2011, konnte die Gemeinde mit diesen finanziellen Mitteln ihren Schuldenstand reduzieren. In den Jahren 2012 und 2013 wurde wieder deutlich mehr investiert, allerdings wurden die Mehrinvestitionen von höheren Kapitaltransfereinnahmen begleitet, sodass sich keine negativen Auswirkungen auf den Schuldenstand ergeben haben, so die Analyse des KDZ.
Investitionskaiser
„Die Gemeinde investiert laufend. Vergleichsweise haben wir auch die höchsten Investitionen. Wir haben z. B. eine neue Brücke gebaut, wir sanieren eine Brücke, wir haben im Rahmen der Ortsbildgestaltung den Rathausplatz und die Friedhofgasse neu ge staltet. Wir haben auch um 600.000 Euro ein Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz errichtet und ein Ökoprojekt ausfinanziert, wobei die Förderquote von Bund, Land und EU sehr hoch ist. Hochwasserschutz hat bei uns jedenfalls Priorität. Also es wird ständig investiert. Es ist nicht so, dass wir auf der Sparbremse liegen. Wir haben sicher eine höhere Investitionsquote wie jede andere Gemeinde im Bezirk“, erzählt Fahrnberger nicht ohne Stolz.
Eines der Geheimnisse von Gresten ist sicher auch die sehr disziplinierte Ausgabenpolitik: „Die einzigen Darlehen, die ich gemacht habe, waren lauter zinsgestützte Darlehen des Landes, wo ich ja dumm gewesen wäre, wenn ich sie nicht genommen hätte. Die Marktgemeinde Gresten hat außerdem mehr Rücklagen als Schulden. Bevor wir ein Projekt machen, sparen wir immer die Mittel dafür an. Wir haben nie aus heiterem Himmel hinaus finanziert und das werden wir auch in Zukunft so halten. Es sei denn, es kommt etwas Unerwartetes.“
Die einzige Sorge bereitet dem Bürgermeister die Abwanderung: „Wir bauen zwar laufend neue Wohnungen, aber bei uns sind die Geburtenzahlen ein Problem. Ich war selber Schulleiter und habe vor 10–12 Jahren in der Volksschule 260 Kinder gehabt. Jetzt sind es 160, weil die Familien weniger Kinder bekommen. Früher gab es noch eine gewisse bäuerliche Struktur und drei Kinder, heute ist es nur noch eines bis eineinhalb, natürlich statistisch gesehen. Im Großen und Ganzen stagnieren die Zahlen. Der Aufwärtstrend ist sicher gestoppt.“ Auch die Transferzahlungen, die er an das Land zu leisten hat und die immer mehr werden, sieht Fahrnberger gedämpft kritisch.
Im Allgemeinen sind im Ranking in Niederösterreich die Gemeinden relativ gleichmäßig verteilt, wobei hier die guten eher die kleinen sind – wie eben Gresten. „Es ist in einer sehr schwierigen Phase durch Haushaltsdisziplin gelungen, trotz der Finanzkrise und den schweren Jahren, jetzt zu stabilisieren und hier in einem maßvollen Ausmaß sowohl Schulden abzubauen und trotzdem aber noch alle notwendigen Investitionen durchzuführen. Vieles ist von den Gemeinden nicht steuerbar, weil es hier eben Randlagen gibt, Abwanderungsgemeinden. Es spielen viele Dinge eine Rolle, bis hin zur geographischen Struktur einer Gemeinde, die die Einnahmensituation beeinflussen“, fasst Anna-Margaretha Sturm vom Amt der NÖ Landesregierung die Situation zusammen.
Reith bei Kitzbühel erneut Nummer 1
Die Gewinnerin des public Rankings ist heuer zum zweiten Mal die malerische Gemeinde Reith bei Kitzbühel in Tirol. „Es freut mich, wenn wir im Ranking so gut liegen, wobei das natürlich – wie jede Statistik – relativ ist. Wir sind eine Gemeinde mit eher geringer Finanzkraft, weil wir keine großen Betriebe haben. Wir sind zwar eine Tourismusgemeinde, haben aber nicht viele Betten“, zeigt sich Bürgermeister Stefan Jöchl positiv überrascht und verwundert zugleich. Denn auch in Reith geht es momentan recht rund. Die Gemeinde hat sich viel vorgenommen. „Wir haben viele Großprojekte in der Entstehung und haben hohe Rücklagen angehäuft. Das wirkt sich jetzt im Ranking im Jahr 2013 und 2014 so positiv aus. Natürlich ist das besser, als wenn man überschuldet ist. Das Credo in der Gemeinde lautet, dass man nur im äußersten Notfall irgendetwas fremdfinanziert“, erklärt Jöchl die gute Platzierung.
Die Zahlen dahinter sprechen eine etwas andere Sprache. Denn im Vergleich mit anderen österreichischen Gemeinden gleicher Größe verfügt die Gemeinde über eine hohe Finanzkraft. Vor allem die Einnahmen aus eigenen Steuern liegen deutlich über dem österreichischen und dem Tiroler Durchschnitt. Auch sind die Einnahmen aus Gebühren überdurchschnittlich hoch. Diese hohe Finanzkraft führt aber auch zu einer hohen Transferbelastung der Gemeinde. „Die Rücklagen lassen darauf schließen, dass die Gemeinde jetzt anspart, um dann Investitionen zu tätigen. Wenn die Gemeinde dann das Geld ausgibt, scheint sie plötzlich nicht mehr an erster Stelle auf. Daraus kann man aber nicht schließen, dass es ihr plötzlich viel schlechter geht oder dass sie schlechter wirtschaftet, sondern da werden einfach die Rücklagen für Investitionen ausgegeben, was ja genauso wichtig ist. Wenn ich nämlich ein 40 Jahre altes Schulgebäude habe, aber viel Geld auf der Seite, dann hilft das der Bevölkerung natürlich relativ wenig. Hingegen liegt die Kunst darin, dass man so wirtschaftet, dass man die notwendigen Investitionen tätigen kann und trotzdem mit dem Geld auskommt“, relativiert Christine Salcher von der Gemeindeabteilung der Tiroler Landesregierung die Zahlen.
„Die hohen Rücklagen, die wir gehabt haben, werden heuer dann schon weniger, weil die Projekte begonnen haben. Die Sprengelhauptschule ist grundsaniert worden – das hat die Gemeinde Reith mit einer erklecklichen Summe getroffen“ so Jöchl. Ein Großteil der Rücklagen fließt aber in die Erschließung eines neuen Ortsteiles. Hier errichtet die Gemeinde unter anderem ein neues Brückenwerk und baut eine neue Straße. Außerdem wurde ein neues Löschfahrzeug für die Feuerwehr angeschafft, das im Juli eingeweiht wird. „Wo wir auch noch Rücklagen haben, ist für die thermische Sanierung und Neuerrichtung eines Gebäudeteils bei der Volksschule und dem Kindergarten. „Die Erweiterung des Kindergartens ist sicher eine der Aufgaben der Zukunft, wo wir auch schauen, dass wir etwas Geld im Talon haben“, erklärt der Bürgermeister. Gleichzeitig kämpft der Ort durch die Nähe zu Kitzbühel mit zahlreichen Problemen. „Wir haben z. B. einen extrem hohen Grundpreis und einen recht hohen Anteil an Zweitwohnsitzen. Wenn die Gemeinde Eigengrund benötigt, dann sind das immer ziemlich heftige Verhandlungen, speziell für Sozialen Wohnbau oder für den Raumbedarf für die Einheimischen oder junge Familien. Da müssen wir immer sehr viel Zeit investieren, damit wir unser Angebot aufrechterhalten können. Wir haben Grundpreise in Gunstlagen bis zu 2.000 Euro den Quadratmeter. Da steigt natürlich der normale Einheimische aus.“
Kinder im Fokus
Reith ist eine Zuzugsgemeinde, wird aber auch immer älter. Erklärtes Ziel ist es daher, insbesondere junge Familien im Ort zu halten. „Wir wollen, dass die Lebensqualität erhalten bleibt und wir auch die Erfordernisse einer modernen Gesellschaft in der Gemeinde haben. Kinderbetreuung ist uns ein großes Anliegen. Wir haben jetzt sehr kinderstarke Jahrgänge gehabt und decken den Bedarf gerade so. Unser Ziel muss sein, den bestehenden Kindergarten neu zu errichten“, so Jöchl. Denn mit den neuen gesetzlichen Vorschriften und hoffentlich weiteren geburtenstarken Jahrgängen braucht die Gemeinde mehr Platz. „Eine Kinderkrippe wollen wir auch etablieren. Momentan haben wir hier eine private Initiative, aber ich sehe es als meine Aufgabe, in den nächsten Jahren mehr zu tun. Die Spielgruppe ist eine pragmatische und unbürokratische Lösung. Sie ist momentan im Fußballclubheim untergebracht, das besonders vormittags immer leer ist. Es ist aber nur eine Interimslösung und soll kein Dauerzustand werden.“ Ein anderes wichtiges Vorhaben betrifft die Wildbach- und Lawinenverbauung. Mit einer Investition von über drei Millionen Euro und der tatkräftigen Unterstützung von Bund und Land konnten die beiden größten Wohngebiete der Gemeinde durch die Verbauung von zwei Bächen gut abgesichert werden.
„Die Kernaufgabe ist, dass man für die Bevölkerung das beste Umfeld schafft. Das muss man möglichst ohne große Schulden schaffen bzw. ohne Überschuldung. Das bedeutet aber auch, dass man nicht jeden Wunsch erfüllen kann. Nicht jede Gemeinde braucht ein Schwimmbad und einen Schilift und eine Mehrzweckhalle und ein Kulturzentrum. Da sollten die Gemeinden regional mehr zusammenarbeiten, was in unserer Region recht gut funktioniert“, so Jöchl abschließend.
Insgesamt gesehen, sieht die finanzielle Situation der Gemeinden in Tirol noch nicht beunruhigend aus. „Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 haben wir wieder Steigerungen bei den Einnahmen, insbesondere bei den Abgabenertragsanteilen. Die Schulden sind nach der Finanzkrise etwas rückläufig gewesen, nehmen aber seit 2013 wieder geringfügig zu. Aufgrund der Konjunkturschwäche steigen die Abgabenertragsanteile nicht mehr in dem Ausmaß wie in den letzten Jahren und man rechnet mit weiteren Rückgängen. Auch die Steuerreform wird sich auf die Gemeinden auswirken ebenso wie die steigenden Ausgaben, so die Leiterin der Tiroler Gemeindeabteilung Christine Salcher. Bei den Gemeinden gibt es aber auch große Unterschiede. „Es gibt eben Gemeinden, die sehr finanzstark sind, die in hohem Ausmaß Abgabenertragsanteile bekommen oder die auch hohe eigene Steuereinnahmen haben – vor allem, wenn die Gemeinde über Betriebe verfügt. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich auch Gemeinden, insbesondere kleine Gemeinden, wo die Einwohner sogar zurückgehen. Hier haben wir sinkende Einnahmen aus den Abgabenertragsanteilen. Die tun sich mittlerweile schon schwer, dass sie die laufenden Ausgaben mit ihren Einnahmen finanzieren können“, erklärt Salcher das große Bild.
Hohe Rücklagen
Gemeinsam ist vielen der top-platzierten Gemeinden, dass sie die vergangenen Jahre für neue Projekte angespart und hohe Rücklagen gebildet haben, aber auch sehr vorsichtig und umsichtig gewirtschaftet haben. Manche Faktoren, wie eine günstige geographische Lage oder eine entsprechende Unterstützung durch das Land zählen zu den weiteren Schlüsseln zum Erfolg. Gut gewirtschaftet ist aber sicher halb gewonnen!