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Beruf und Familie unter einem Hut

public sprach mit Sophie Karmasin, Bundesministerin für Familien und Jugend, über das Vorantreiben von familienfreundlichen Maßnahmen in wirtschaftlich angespannten Zeiten und ihre Initiative „Unternehmen für Familien“.

Interview: Agnes Kern

 

public: Wie wollen Sie in einem momentan wirtschaftlich recht schwierigen Umfeld das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorantreiben?

Sophie Karmasin: Vereinbarkeit ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders wichtig. Gerade wenn wir über Frauen sprechen. Viele Frauen müssen oder wollen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten berufstätig sein oder wollen ihre Ausbildung einbringen. Da braucht es Vereinbarkeitsmaßnahmen. Sie sind wichtig, um das eigene Einkommen zu sichern, um dann auch in der Pension unabhängig zu sein. Ich glaube, dass hat genauso viel Relevanz in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie in wirtschaftlich einfachen Zeiten. Wenn der Druck steigt, ist Berufstätigkeit wichtig, gerade auch für Frauen.

public: Wie wollen Sie Unternehmen überzeugen mehr in diese Richtung zu tun, denn wenn der Druck auf dem Arbeitsmarkt steigt, wird in der Regel auch mehr von den Arbeitnehmern verlangt?

Karmasin: Ich war jahrelang selber Unternehmerin und weiß wie Unternehmen ticken. Da geht es natürlich ganz stark um ökonomische Kriterien und Indikatoren wie Personalentwicklung effizient verläuft. Unternehmen trachten nach einer möglichst geringen Fluktuation, geringeren Fehlzeiten und weniger Krankenstandstagen. Sie wollen eine hohe Motivation der Mitarbeiter und damit auch eine hohe Kundenorientierung erzielen. All das kann nachgewiesener Weise durch familienfreundliche Maßnahmen effektiv erreicht werden.

Es wäre sehr kurzfristig, und das ist auch unsere Argumentationsschiene, zu sagen, wir pressen jetzt unsere Mitarbeiter aus, ermöglichen keine flexiblen Arbeitszeiten, kein Home Office, keine Lösungen, die eine Vereinbarkeit möglich machen, weil dann auch die Effizienz am Arbeitsplatz sinkt, die Motivation sinkt und die Kundenorientierung sinkt und das sind eigentlich ganz teure Elemente in einem Unternehmen. Das wissen auch die Unternehmen. Wir haben über unsere neugeschaffene Plattform 150 Unternehmen gewonnen. Es war kein einziges dabei, das gesagt hätte: „Schönes Thema, aber momentan ist es schwierig und wir müssen nur ausschreiben und bekommen 300 Bewerbungen. Wer mit unserem System nicht mit will, der soll halt gehen, wir nehmen jemand anderen.“ Sie wissen ganz genau, dass es darauf ankommt, die leistungswilligsten Mitarbeiter anzusprechen und entsprechend zu halten bzw. so einzubinden, dass sie im Unternehmen gut funktionieren. Sie wissen auch, dass Familienfreundlichkeit ein sehr gutes Vehikel dafür ist. Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, beispielsweise über mehr Gehalt, was teurer ist, oder über Kommunikationsprozesse oder Leitprozesse, das ist auch teuer, kostet sehr viel Zeit und letztendlich ist die Rendite nirgends festgeschrieben. Dagegen haben familienfreundliche Maßnahmen einen nachgewiesenen Effekt von 6 Prozent.

Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten fehlen Mitarbeiter, insbesondere Fachkräfte. Gerade in den ländlichen Regionen fehlen schlicht die Leute. Die Unternehmen können nicht wachsen, weil die Attraktivität des Arbeitsplatzes vor Ort schwierig ist und auch das Ausbildungsniveau nicht vorhanden ist. Auf der anderen Seite haben wir Arbeitskräfte, die sich anbieten, aber nicht die Ausbildung haben, meist sind es ja Pflichtschulabsolventen oder noch drunter und in diesem Bereich gibt es auch immer weniger Arbeitsplätze. Im hochqualifizierten und hochspezialisierten Bereich gehen einem die Mitarbeiter ab, besonders in bestimmten Altersgruppen und das gilt es jetzt auch zu bewältigen. Auf der anderen Seite muss ich die besten, die qualifizierten Leute ansprechen. Das gelingt sehr gut über Familienfreundlichkeitsmaßnahmen.

public: Apropos Fachkräfte und Verlagerung der Arbeitsplätze Richtung höherqualifizierter Tätigkeiten. Frauen machen heutzutage verstärkt eine höhere Ausbildung, immer mehr studieren auch und verzichten dann bewusst auf Kinder. Das spiegelt sich ja auch in der niedrigen Geburtenrate wider.

Karmasin: Das ist natürlich eine Vergeudung von Ressourcen. Wir bilden Frauen lange und sehr teuer aus. Sie sind auch die meisten Universitätsabsolventinnen, inzwischen mehr als Männer, und sie sind dann die bestausgebildetsten Teilzeitkräfte. Das ist sehr schön, aber nicht sinnvoll. Weder für das Land Österreich noch für die Person selbst.

Es überlegen sich daher immer mehr Frauen, ob sich Beruf und Familie ausgehen. Ein Kind hat aber zwei Elternteile und beide Elternteile müssen bzw. wollen diese Frage mittlerweile auch gemeinsam lösen. Männer wollen ja auch nicht mehr 80 Stunden arbeiten gehen und sich hier gänzlich ausklinken – die müssen wir ein stückweit mehr rauslassen aus dem Arbeitsprozess und die Frauen ein stückweit mehr rein. Damit beide sich partnerschaftlich um die Familie und den Arbeitsbereich kümmern können. D. h. wir müssen die Väter mehr in die Familie, in die Kindererziehung hineinbringen über Väterbeteiligungsmodelle, über mehr Väterkarenzmodelle und dann sind wir wieder bei unserer Initiative „Unternehmen für Familien“: Engagierte, junge Männer kann ich besser halten, wenn ich ihnen in diesem Bereich mehr biete. Andererseits muss ich die Frauen motivieren, dass sie sich organisieren können, dass sie sich schneller oder mit mehr Stunden oder überhaupt wieder in eine Vollzeitstelle gehen. Die meisten Frauen bleiben nach einer Karenz in der Teilzeit. Und da sind wir wieder bei der Kinderbetreuung, die qualitativ sein muss und die gedanklich nicht als „Oh Gott mein armes Kind“ sondern als etwas Wertvolles verstanden wird. Wir wollen die Kinder nicht in die Betreuung abschieben, damit Frauen sich verwirklichen können, sondern wir sind der Meinung, das bringt den Frauen etwas – sie sind finanziell unabhängiger und es bleibt ihnen was in der Pension.

Die Idealvorstellung wäre, dass beide Elternteile ein Stück zurückgehen, damit beide einen verantwortungsvollen Job machen können. Es spricht ja nichts gegen Teilzeit, wenn man das eine Zeitlang macht. Es ist immer nur die Frage, in welchen Bereichen geht es. Warum gibt es keine Führungsjobs in Teilzeit? Warum gibt es in manchen Bereichen überhaupt keine Freizeit? Es ist ein Spezifikum in Österreich. In Holland, wo auch ein hoher Teilzeitbereich vorhanden ist, gibt es auch die tollen Jobs in Teilzeit, auch für Männer.

public: Das würde doch aber im Idealfall eine 30-Stunden-Woche für alle bedeuten. Wie kommt so ein Konzept bei der Wirtschaft an und glauben Sie, dass das realistisch ist?

Karmasin: Wir wollen sicher nicht die Arbeitswoche von 30 Stunden für alle. Das wäre nicht sinnvoll für unseren Wirtschaftsstandort. Vor allen wäre das eine sehr große Umstellung und auch sehr teuer. Die Elternteilzeit hingegen gibt es ja schon per Gesetz. Ich kann diese Reduktion einfordern, für Männer und Frauen. Und die Unternehmen können flexible Lösungen anbieten. Die Frage ist ja wollen beide Seiten eine Lösung oder beharrt jeder auf seinem. Es geht um den Willen, dass man im Sinn der Familienfreundlichkeit einen Weg findet. Dann ist den Unternehmen geholfen und auch dem Einzelnen.

public: Was sind die konkreten Incentives für Unternehmen?

Karmasin: Wir haben momentan noch keine monetären Vergünstigungen. Es geht um die geballte Kraft der Unternehmen, die sich bei diesem Thema verbünden und auch untereinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Im Sinne von: Was hat das eine Unternehmen bei Teilzeit umgesetzt? Da gibt es dann auch Veranstaltungen, Teilzeitplanung, ob man da andere Unternehmen ins Boot holen kann oder als Vorreiter zu agieren. Macht es so und so, das hat funktioniert, macht es nach. Sich einfach gegenseitig in dieser Richtung zu bestärken.

public: Das klingt nach einer Initiative für große Unternehmen.

Karmasin: Natürlich sind das momentan große Unternehmen. Da ist der Hebel einfach größer. Aber es soll eine flächendeckende Initiative sein, die sowohl alle Bundesländer betrifft als auch Mitarbeiterzahlen. Das ist auch nicht unbedingt zu vergleichen. Große Unternehmen haben andere Möglichkeiten in der Familienfreundlichkeit. Einen Betriebskindergarten kann nur ein großes Unternehmen machen, während kleine Unternehmen andere Möglichkeiten der Flexibilität haben. Sie können in der Rücksichtnahme oder in der Entscheidung über Stunden oder Einsatzorte viel schneller agieren.

public: Aber gerade kleine Unternehmen tun sich heutzutage besonders schwer. Wenn jemand wegfällt, ist oft keine Vertretung da und zusätzliches Personal einzustellen, ist aufgrund der hohen Nebenkosten für viele kleine Unternehmen nicht machbar.

Karmasin: Natürlich ist das in großen Unternehmen leichter. Ich war selber in einem KMU. Da geht es um andere Faktoren, die wiederum für ein kleines Unternehmen sprechen. Z. B. wenn mein Kind krank ist und ich es vom Kindergarten abholen muss. Im KMU geht es schneller und man überlegt in einem direkten kreativeren Weg sehr persönliche Lösungen. Während ich in einem großen Unternehmen drei Hierarchieebenen ansprechen muss. Da ist es dann oft schon Nachmittag. Dafür gibt es Vertretungen. In kleinen Unternehmen lässt man sich dann eben etwas einfallen. So hat jede Unternehmensgröße ihre Vorteile und auch Restriktionen. Dass aber kleine Unternehmen nichts machen können, stimmt sicher nicht. In jeder Situation kann man einen Schritt in Richtung Familienfreundlichkeit machen.

public: Glauben Sie also dass es nur eines gesellschaftlichen Umdenkens bedarf?

Karmasin: Ja, das glaube ich. Wenn wirklich der Wille da ist, Familienfreundlichkeit auf die Agenda zu setzen. Man darf jetzt aber nicht glauben, dass Unternehmen einen sozialpolitischen Auftrag verspüren. Das natürlich nicht. Aber sie realisieren, dass das ein Faktor ist, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Weil die Mitarbeiter bleiben, weil es für die Mitarbeiter einfach sehr wichtig geworden ist und auch den Arbeitsplatz wechseln, wenn es nicht passt und dementsprechend bringt es den Unternehmen was und das werden sie realisieren und dann werden sie eine Lösung finden wollen.

public: Welche Schritte können Sie als Ministerium konkret setzen, um dieses gesellschaftliche Umdenken voranzutreiben?

Karmasin: Der Ausbau der Kinderbetreuung ist natürlich ganz wichtig. Nicht nur der Ausbau, sondern der qualitative Ausbau, wo wir einen Qualitätskompass aufsetzen und wirklich die Qualität in der Elementarpädagogik von Experten auflisten und dann eben Empfehlungen abgeben, wie das auszusehen hat. Und letztendlich geht es auch hier um einen gesellschaftlichen Wandel, um klarzumachen, dass Elementarpädagogik dem Kind etwas bringt und nicht eine Aufbewahrungsstätte ist. Damit Frauen dann mit gutem Gewissen arbeiten gehen können. Das ist das eine. Das andere ist alles, was die Väterbeteiligung und Partnerschaftlichkeit betrifft. Da wollen wir einen Partnerschaftsbonus auf dem Kinderbetreuungsgeldkonto. Wenn beide Elternteile jeweils die Hälfte vom Kinderbetreuungsgeld nehmen, sollen sie auch einen Zusatzbonus bekommen. Das ist, glaube ich, auch ein ganz wichtiges Element. Und dann gibt es unsere Initiative „Unternehmen für Familien“, wo wir die Unternehmen sehr direkt ansprechen, die Vorbildwirkung zeigen wollen, und eine Vernetzung bieten. Wir laden auch internationale Referenten ein, die uns sagen, wie es bei ihnen läuft. Man muss ja nicht alles neu erfinden. Wir wollen dem Thema einen Professionalisierungsschub geben.

public: Sie haben die Qualität in der Elementarpädagogik erwähnt. Soll es in Richtung Akademisierung der Pädagogen gehen?

Karmasin: Unter anderem ja. Wir wollen das Personal nicht komplett auf eine tertiäre Ausbildung umstellen, das ist nicht notwendig, weil die Kindergartenpädagogen schon jetzt eine sehr solide Ausbildung bekommen. Man muss sich vielleicht das Curriculum ansehen, ob man da und dort noch unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Aber um zu wissen, welche Schwerpunkte ich setzen muss, brauche ich die Forschung, brauche ich die universitäre Erkenntnis. Ich kann mir schon vorstellen, dass Krippen- oder Kindergartenleiterinnen in Zukunft aus dem tertiären Bereich eingesetzt werden, aber nicht alle. Das ist unrealistisch und nicht notwendig, aber in bestimmten Bereichen ja.

public: Warum finden Sie das unrealistisch?

Karmasin: Beispielsweise würden die Länder zwar gerne die Kinderbetreuung weiter ausbauen, haben aber nicht die Pädagoginnen. Das kann ja eigentlich nicht sein, das ist doch keine so besonders komplexe Ausbildung. Warum schaffen wir es generell nicht, Menschen für diesen Beruf zu begeistern, die diese Ausbildung machen und den Bedarf dann decken können? Pädagoginnen fehlen jedenfalls. Hier müsste man mit den 14-Jährigen beginnen und die Ausbildungsrichtung rechtzeitig entscheiden. Vielen fällt nichts Besseres als Friseurin ein. Nach der Ausbildung gibt es zwar kaum Arbeitsplätze, aber viele gehen diesen Weg trotzdem. Dabei gäbe es viel bessere Lehrberufe.

public: Ist es nicht auch eine Frage der Bezahlung der Pädagogen?

Karmasin: Ja auch, aber es ist nicht das alles entscheidende Kriterium. Dieser Bereich fällt ja in die Kompetenz der Länder und dort sehen wir auch unterschiedlichste Gehaltseinstiegsniveaus zwischen Wien und Vorarlberg oder Niederösterreich. Der Osten zahlt eigentlich ganz gut, während die südlichen und westlichen Bundesländer eher schlecht zahlen. Die Pädagogen fehlen aber in allen Ländern, trotz 300 Euro mehr sucht Wien verzweifelt mehr Pädagogen. Es ist schon auch ein Gehaltsthema, aber es ist primär eine Frage der Wertschätzung dieses Berufes. Das beginnt erst, sich zu ändern. Dieser Berufsstand ist sehr wertvoll für die Kinder. Und so wie es bisher betrachtet wurde – dass es hauptsächlich um Beschäftigen, Spielen und Aufbewahren geht – davon sind wir jetzt hoffentlich ein Stück weiter weg. Es geht um Fördern, Begleiten, Anleiten und das bedarf natürlich pädagogischer Fähigkeiten. Wenn wir gesellschaftlich soweit sind, erstens dass Kleinkindpädagogik Pädagogik im eigentlichen Sinne ist, die Kinder fördert und sie nicht nur aufbewahrt – das ist nämlich letztendlich immer mit einem schlechten Gewissen verbunden. Damit entlastet man die Eltern. Niemand behauptet, dass sie dorthinein gesteckt werden und damit gibt es kein Elternhaus mehr und keine Erziehung. Es ist immer eine Familienerweiterung oder Familienergänzung, kein entweder oder. Betreuung im Kindergarten soll nur ein Baustein einer weiteren Entwicklung sein.

public: Welchen Beitrag können Gemeinden zur Familienfreundlichkeit leisten?

Karmasin: Einen sehr, sehr großen. In der Initiative „Unternehmen für Familien“ sind auch der Gemeinde- und der Städtebund Mitglied und natürlich werden hier auch Gemeinden vor den Vorhang geholt, die sich besonders engagieren. Die Erkenntnisse sind sehr klar – das wissen wir vom Audit „Familienfreundliche Gemeinde“. Die Gemeinden, die das tun, haben wirklich viele Vorteile. Da geht es um die Lebensqualität vor Ort, Ansprechpersonen in der Gemeinde, Halten von Gemeindegrößen – in manchen Bereichen ist das ja ein riesen Thema – den Wegzug in die Stadt zu stoppen, Fragen der Schulqualität, Kindergärten, Spielplätze, Parkplätze, Verkehr, Family lanes – das ist ein Detail, aber ein Zeichen, dass Familien Wertschätzung erfahren. Da gibt es viele Punkte, die Gemeinden angehen können, um Familienfreundlichkeit zu realisieren.

public: Wie sollen Gemeinden das alles finanzieren?

Karmasin: Ich kann hier keine lückenlose Antwort geben. Ich habe keinen direkten Einblick in Gemeindebudgets. Wir haben letztes Jahr die größte Ausbauoffensive des Bundes in Gang gebracht mit einer Versechsfachung der Mittel. Da ist von Bundesseite schon sehr viel Geld im Spiel, in einem Bereich wo der Bund eigentlich gar keine Verantwortung hat. Der Wille hier etwas zu bewegen ist groß. Es sind schwierige Zeiten – schwierige Budgetzeiten – aber so viel Geld war in dem Bereich vom Bund noch nie am Weg. Das sollte jeder Bürgermeister realisieren, dass das Geld jetzt abholbereit ist. In fünf Jahren gibt es das Geld vielleicht nicht mehr. Jetzt bekommt er auch die Kofinanzierung vom Land und vom Bund. Ich weiß natürlich, dass das mit hohen Kosten verbunden ist, und die Summe nicht alles abdeckt, aber die Anschubfinanzierung ist jetzt da und das ist eine Chance für mehr Qualität vor Ort in den Gemeinden. Nichts zu tun ist letztendlich keine Lösung. Denn dann ziehen die Familien alle weg.

public: Glauben Sie, dass es dafür im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen mehr Geld geben wird?

Karmasin: Es ist in Diskussion. Man wird sehen, ob das realisierbar ist. Es kann aber nicht sein, dass die Gemeinden mehr Geld bekommen und damit machen, was sie wollen. Da muss es schon einen entsprechenden Qualitätsrahmen vom Bund geben.

public: Findet im Rahmen der Initiative Unternehmen für Familien auch ein Brückenschlag zwischen den Unternehmen und den Gemeinden statt?

Karmasin: Die Initiative richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an Gemeinden. Es ist genau das Ziel, das Unternehmen vor Ort in der Gemeinde familienfreundliche Maßnahmen realisieren können. Sie werden das auch nicht alleine umsetzen können. Wenn es um Betreuungsplätze geht, dann muss ich das schon mit der Gemeinde abstimmen. Es hilft also den Unternehmen, wenn die Gemeinde familienfreundlich ist und es hilft der Gemeinde, wenn das Unternehmen im Ort familienfreundlich ist. Es nützt beiden. Daher sind beide unter dem Dach „Unternehmen für Familien“. Die Idee ist, dass das Hand in Hand geht, ganz konkret vor Ort und nicht auf theoretischer Ebene sondern wirklich in der Gemeinde.