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Analyse des Gemeinderankings

Bei einem schnellen Blick auf das Gemeinderanking kann der Eindruck entstehen, dass vor allem kleinere bzw. mittlere Gemeinden sowie Gemeinden aus den Bundesländern Niederösterreich und Tirol besonders gute Platzierungen erreichen. Von Peter Biwald und Clemens Hödl, KDZ

So befinden sich im Ranking 2025 auf den ersten zehn Plätzen neun Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EinwohnerInnen (EW) sowie sechs Gemeinden aus Niederösterreich und drei Gemeinden aus Tirol.
Selbst auf den ersten 50 Plätzen befinden sich 34 Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EW, nur 12 Gemeinden mit bis zu 1.000 EW, vier Gemeinden mit 5.001 bis 10.000 EW und keine Gemeinde mit mehr als 10.000 EW. Außerdem sind 20 Gemeinden der Top 50 aus dem Bundesland Niederösterreich sowie acht Gemeinden aus dem Bundesland Tirol. Weiters sind jeweils sieben Gemeinden aus dem Bundesländern Salzburg und Steiermark. Auch hier entsteht der Eindruck, dass vor allem kleinere bzw. mittlere sowie Gemeinden aus den genannten Bundesländern die Top-Platzierungen erreichen und somit überrepräsentiert sind. Dabei zeigt sich, dass es vor allem in den Größenklassen mit 1.001 bis 2.500 EW bzw. 2.501 bis 5.000 EW mit 947 bzw. 466 die meisten Gemeinden gibt. Genauso hat das Bundesland Niederösterreich mit 573 die meisten Gemeinden.

Betrachtung nach Größenklas-
sen. Da es mehr kleine als große Gemeinden gibt, sind auch im Ranking mehr kleine (31 Gemeinden mit bis zu 1.000 EW) als große (vier Gemeinden mit über 10.000 EW) Gemeinden im ersten Dezil enthalten. Ein Dezil entspricht einem Zehntel aller österreichischen Gemeinden (2.092 Gemeinden), d.h. 209 bis 210 Gemeinden pro Dezil. In relativen Zahlen sind Gemeinden mit bis zu 1.000 EW und Gemeinden mit über 10.000 EW mit acht Prozent bzw. fünf Prozent ihrer Größenklasse im ersten und damit besten Dezil ähnlich hoch repräsentiert und damit innerhalb des Dezils nicht überrepräsentiert.
Auch für Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EW, die in den Top 10 bzw. Top 50 stark vertreten sind, zeigt sich ein ähnliches Bild. Diese Gemeinden sind im ersten Dezil, d.h. in den Top 10 Prozent aller österreichischen Gemeinden, mit rund 11,0 Prozent ihrer Größenklasse vertreten, was keine wesentliche Überrepräsentation darstellt.

In Summe zeigt sich für alle Dezile eine relativ gleichmäßige Verteilung. Eine deutliche Auffälligkeit zeigt sich v.a. im zweiten Zehntel, im vierten Zehntel, im achten Zehntel und im letzten Zehntel. Im zweiten Dezil sind Gemeinden mit 5.001 bis 10.000 EinwohnerInnen mit über 14 Prozent überrepräsentiert. Im vierten und achten Dezil sind mit 15 Prozent bzw. 14 Prozent Gemeinden mit über 10.000 EW stark vertreten. Im zehnten und letzten Dezil, das sind die schlechtesten 209 Gemeinden, haben Gemeinden bis 500 EW, mit 21 Prozent – das ist mehr als ein Fünftel ihrer Größenklasse – den höchsten Anteil. Zusätzlich haben Gemeinden mit 501 bis 1.000 EW in diesem Dezil einen Anteil von 16 Prozent, sodass Gemeinden von Null bis 1.000 EW insgesamt etwa 34 Prozent dieses Dezils ausmachen. 
Den geringsten Anteil weisen im letzten Dezil Gemeinden mit 2.501 bis 10.000 EW mit rund 4,8 Prozent auf.
Dieses Bild liegt in folgenden Punkten begründet. Gemeinden bis 1.000 EW sind eher finanzschwach, weisen jedoch aufgrund struktureller Herausforderungen hohe Ausgaben je EW auf. Gemeinden über 10.000 EW sind grundsätzlich finanzkraftstark, tragen jedoch hohe Transferlasten an die Bundesländer und damit indirekt auch zum Ressourenausgleich an die kleineren Gemeinden. Sie weisen zudem hohe Ausgaben für zentralörtliche Aufgaben aus, die im Finanzausgleich unzureichend abgegolten und von den partizipierenden Umlandgemeinden nicht mitfinanziert werden. Die Gesamtschau des Bonitätsranking zeigt (siehe Abbildung 2), dass die Gemeinden – bis auf die Ausreißer in den genannten Größenklassen – relativ gleichmäßig auf die einzelnen Dezile verteilt sind.

Betrachtung nach Bundesländern. Die besten Bonitätswerte weisen die Gemeinden in Salzburg und in Niederösterreich auf (siehe Abbildung 3). In Salzburg finden sich 24 Prozent, d.h. rund ein Viertel der Salzburger Gemeinden im ersten Dezil, mehr als ein Drittel im obersten Fünftel sowie nur neun Prozent im untersten Fünftel. Dies bestätigt den hohen Anteil der Salzburger Gemeinden in den Top 50, wie am Beginn des Artikels erwähnt, obwohl es im Bundesland Salzburg nur 119 Gemeinden gibt. Dieses positive Bild der Salzburger Gemeinden ist der hohen Finanzkraft durch die hohen Ertragsanteile - aufgrund des höheren Steueraufkommens - sowie den gemeindeeigenen Steuern - aufgrund der Wirtschaftskraft – geschuldet. Die Transfers sind im Bundesland Salzburg in den vergangenen Jahren geringer gestiegen. Weiters führt der Bevölkerungszuwachs zu steigenden Einnahmen.
In Niederösterreich sind 15 Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 29 Prozent der Gemeinden sind im obersten Fünftel und 15 Prozent im untersten und damit schlechtesten Fünftel. Im letzten Dezil befinden sich rund acht Prozent der niederösterreichischen Gemeinden. Die Ursachen liegen für die niederösterreichischen Gemeinden nicht in der Finanzkraft, die im Österreichvergleich im Durchschnitt liegt. Ebenso sind die Transferauszahlungen im österreichischen Mittelfeld. Jedoch sind die operativen Auszahlungen der Gemeinden relativ gering, sodass sich ein überdurchschnittlich hoher Geldfluss der operativen Gebarung für die niederösterreichischen Gemeinden ergibt, der den finanziellen Spielraum der Gemeinden verbessert.
In Tirol sind rund 12 Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 22 Prozent der Gemeinden sind im obersten Fünftel und 17 Prozent im untersten und damit schlechtesten Fünftel. Deutlich mehr als die Hälfte der Gemeinden sind in der oberen Hälfte zu finden.
Die geringsten Bonitätswerte weisen die Gemeinden in Kärnten auf. In Kärnten sind drei Gemeinden im ersten Dezil, acht Prozent im obersten Fünftel sowie rund 27 Prozent der Gemeinden im schlechtesten Fünftel. Die Ursachen dafür liegen in der eher geringeren Finanzkraft aufgrund geringerer Ertragsanteile sowie gemeindeeigener Steuern und den strukturellen Problemen, aufgrund der stagnierenden Bevölkerungszahl sowie sehr hoher Transferzahlungen an das Land. Obwohl die Kärntner Gemeinden unterdurchschnittliche Personal- und Sachauszahlungen haben, ist der Überschuss der operativen Gebarung geringer als in den anderen Bundesländern.
In Vorarlberg sind rund sechs Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 10 Prozent im obersten Fünftel und etwa ein Drittel der Gemeinden im untersten Fünftel. In der Steiermark sind acht Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 14 Prozent im obersten Fünftel und rund ein Viertel der Gemeinden im untersten Fünftel. In beiden Bundesländern sind etwa zwei Drittel der Gemeinden in der unteren Hälfte zu finden.
In den anderen Bundesländern zeigen sich unterschiedliche Trends. Im Burgenland sind die Gemeinden mehrheitlich in der oberen Hälfte vertreten. In Oberösterreich sind die Gemeinden vor allem in der unteren Hälfte zu finden.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Bonität bzw. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von einer Vielzahl von Faktoren abhängen:
•    Wirtschaftskraft – bestimmt die Höhe der gemeindeeigenen Steuern wie auch der Ertragsanteile;
•    Primärer Finanzausgleich – bestimmt die Höhe der Ertragsanteile; 
•    Demografische Entwicklung – führt zu höheren oder niedrigen Ertragsanteilen, hat auch Auswirkungen auf die Ausgabenseite;
•    Transferpolitik in den einzelnen Ländern – während die Kärntner Gemeinden 664 Euro je EW und die oberösterreichischen Gemeinden 784 Euro je EW an Krankenanstalten-, Landes- und Sozialhilfeumlagen zahlen müssen, tragen die burgenländischen bzw. steirischen Gemeinden jeweils 448 Euro je EW;
•    Gemeindemanagement – dies hängt von der Kompetenz und Bereitschaft für eine zukunftsorientierte Ausrichtung in den einzelnen Gemeinden ab.