Foto: biggi62 - Adobe Stock
Ein Lichtschutzgebiet ist ein Landschaftsschutzgebiet, in dem nächtliche Dunkelheit als Schutzgut betrachtet wird und das bereits vor sehr geringfügiger Lichtverschmutzung („Lichtsmog“) geschützt wird. Sie dienen nicht nur der besseren Sichtbarkeit des Sternenhimmels und anspruchsvolleren Sternführungen, sondern auch der inneren Ruhe und dem seelischen Wohlbefinden.
Von Barbara Rauhofer
Die Erkenntnis, dass mangelnde natürliche Dunkelheit ein wichtiger Aspekt des Umwelt- und Naturschutzes ist, ist nicht neu. Sie kommt zum einen aus der Biologie, wo es besonders um die enorme Störung der Insektenpopulationen geht, die durch ihr lichtquellenfixiertes Schwarm- und Paarungsverhalten – ursprünglich vermutlich auf den Mond bezogen – nun schon seit fast zwei Jahrhunderten seit Aufkommen der künstlichen Beleuchtung völlig andere Lebensweisen entwickeln. Darin wurzelt das relativ junge Fachgebiet der Scotobiologie (Dunkelheitsbiologie).
Zum anderen ist sie ein wichtiges Thema der beobachtenden Astronomie, für die der natürliche Nachthimmel existentielle Arbeitsgrundlage ist. Durch die Vermeidung und Reduktion von künstlichem Licht und Streulicht ist es bei wolkenlosem Himmel möglich, besonders viele selbstleuchtende Himmelskörper zu beobachten.
Anliegen ist es, die theoretische Freisichtigkeit im Himmelsanblick, also die Begrenzung durch Lichtempfindlichkeit des Auges, und die Empfindlichkeitsgrenzen der jeweiligen Fernrohre auch tatsächlich ausnutzen zu können. Lichtschutzgebiete werden neben der astronomischen Beobachtung selbst auch für Bildung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Daher wird Lichtverschmutzungsvermeidung besonders im Bereich der wissenschaftlichen wie auch der Hobby-Astronomie zusehends thematisiert.
Ein dritter Kontext ist Energiesparen, da die nutzlos verstrahlende Lichtmenge inzwischen weltweit gewaltige Ausmaße annimmt: Die Lichtverschmutzung ist die nicht für Beleuchtungszwecke nutzbare produzierte Lichtmenge, also der Beleuchtungsverlust.
Erst jüngsten Datums ist die Einsicht, dass nächtliche Dunkelheit – insbesondere die Sichtbarkeit der Milchstraße – allgemein ein schützenswertes Kulturgut sein sollte, und auch ein persönliches Recht. Dies nicht nur im Sinne des Schutzes vor Belästigung durch Beleuchtung, sondern als allgemeines Menschenrecht auf eine natürliche Ressource, dessen sich mittlerweile auch eine „Recht-auf-Dunkelheit“-Bewegung angenommen hat.
Sternenpark Attersee-Traunsee. Im Naturpark Attersee-Traunsee in den Gemeindegebieten von Altmünster, Aurach am Hongar, Schörfling, Weyregg am Attersee und Steinbach befindet sich der 1. Sternenpark Österreichs. Er wurde im Jahr 2021 von der International Dark Sky Association offiziell als Sternenpark anerkannt. Ein Licht- und Landschaftsschutzgebiet, in dem die nächtliche Dunkelheit, die natürliche Nachtlandschaft als Schutzgut betrachtet und vor Lichtverschmutzung („Lichtsmog“) geschützt wird. Dies wird mittels Umsetzung von Licht-Management-Plänen und Umrüstung von alten und überholten Leuchten und Lichtkörpern erreicht.
Initiative gegen Lichtverschmutzung. Im Dreiländereck Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich entsteht das wohl größte zusammenhängende Naturnachtgebiet der Ostalpen. Um die besonders dunklen Flecken Österreichs zu schützen, haben sich die Bundesländer Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich zusammengeschlossen und arbeiten an der Umsetzung des in Österreich größten Naturnachtgebiets. Der geschützte und zertifizierte Bereich soll sich zukünftig vom Naturpark Ötscher-Tormäuer bis in den Nationalpark Kalkalpen erstrecken. Damit es in diesen Gegenden dunkel bleibt, müssen hier ebenfalls Lichtmanagementpläne umgesetzt werden und alle 22 Gemeinden zustimmen. Zentrum ist Gaming im Bezirk Scheibbs. Das Ziel: möglichst wenig Lichtverschmutzung, dafür ein atemberaubender Blick auf die Sterne.
Um diesen auch in Zukunft erhalten zu können, soll der dunkle Nachthimmel der Region als Naturnachtgebiet zertifiziert werden. Katja Weirer, Projektleiterin NÖ, und ihr Team arbeiten intensiv an der Umsetzung und Einreichung für die internationale Zertifizierung bei der Organisation DarkSky, welche die Zertifikate für „Dark Sky Places“ vergibt.
Ein naturbelassener Nachthimmel ist in Europa schon eine Seltenheit geworden. In größeren Städten ist es so hell, dass eine Neumondnacht von einer Vollmondnacht nicht mehr unterscheidbar ist. Nur noch ein Prozent aller Europäer haben einen freien Blick auf die Milchstraße. Der natürlich-dunkle Nachthimmel muss zu einem schützenswerten Kulturgut erklärt werden. Der effiziente und intelligente Umgang mit künstlichem Licht ist daher ein Gebot der Stunde.
Hier können Sie Dark Sky Places finden:
darksky.org/what-we-do/international-dark-sky-places/all-places/