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Zusammenarbeit zahlt sich aus 

Das Thema Gemeindekooperationen erfährt je nach Wirtschaftslage und politischer Situation unterschiedliche Aufmerksamkeit. Vor dem Hintergrund der derzeitigen finanziellen Herausforderungen der öffentlichen Hand und Frage der nachhaltigen Finanzierung öffentlicher Leistungen rückt auch die Frage welche Einsparungen und Effizienzvorteile durch eine engmaschigere Kooperation von Gemeinden erzielt werden können zunehmend in den Vordergrund. Von Philip Parzer, KDZ

Klar ist: die Komplexität steigt – auch für die Städte und Gemeinden. Neben der korrekten Vollziehung der gesetzlichen Aufgaben stellt die Aufrechterhaltung der eigenen Leistungsfähigkeit, der kommunalen Services und geforderten Qualität viele Gemeinden vor zunehmend größere Herausforderungen. Notwendige Investitionen in die kommunale Infrastruktur und zunehmend enger werdende finanzielle Spielräume, Mitarbeitergewinnung und Schaffen eines attraktiven Arbeitsumfeld, digitales Arbeiten und Services für die Bürgerinnen und Bürger uvm. verlangen nach neuen organisatorischen Lösungen. Das KDZ hat in den letzten Jahren verschiedenste Gemeindekooperationsinitiativen von regionalen Bau- und Wirtschaftshöfen begleitet. Nachfolgend 4 Thesen, was es braucht, damit sich die Zusammenarbeit später auch auszahlt:

Eine gemeinsame Vision. Eine gemeinsame Vision der Entscheidungsträger „Was wollen wir mit der Kooperation erreichen und was soll nachher anders/besser sein?“ gibt eine klare Richtschnur vor, an der sich die Zusammenarbeit orientieren soll. Durch das Abklären der gegenseitigen Erwartungen, können Missverständnisse frühzeitig geklärt und die weiteren Kooperationsbemühungen auf ein gemeinsam getragenes Fundament gestellt werden.
Kein Identitätsverlust. Dieser oft eingebrachte Einwand mag auf den ersten Blick berechtigt sein, sieht man auf bereits erfolgreiche Gemeindekooperationen zeigt sich ein gänzlich gegenteiliges Bild. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister berichten, dass durch die Kooperation Aufgaben effizienter erledigt werden können und durch entsprechende organisatorische Regelungen (z.B. Auftragswesen) der Zugriff auf den Bauhof für alle Gemeinden geregelt und damit gleiches Recht für alle gilt und zudem die internen Abläufe optimiert werden. Darüber hinaus steigt die Motivation und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden in einem modernen Dienstleistungsbetrieb zu arbeiten, das regional und lokal agiert. Für die Bürgerinnen und Bürger selbst zählt die Leistung, die ankommt und weniger von welchem Gemeindemitarbeiter die Leistung erbracht wird.

Nicht nur finanzielle Spielräume. „Einsparungseffekte“ zeigen sich mittel- bis langfristig, Qualitätsvorteile können ab dem Tag 1 der Kooperation realisiert werden. Bau- und Wirtschaftshöfe können in größeren Teams arbeiten, sodass die Planung wichtiger Aufgaben maßgeblich erleichtert wie z.B. im Winterdienst. Durch die gemeinsame Nutzung von Know-how und Gerätschaften können spezielle Dienstleistungen auch für andere Gemeinden erbracht werden, die dort vorher nicht gemacht oder teuer zugekauft werden mussten. Spürbare Effizienzspielräume können vor allem in den Bereichen Bauhofstandort, Fuhrpark und Betriebsorganisation gehoben werden. Es macht einen Unterschied ob 4 Gemeinden eigene Bauhofstandorte errichten, betreiben und in Schuss halten müssen, oder von einem gemeinsamen Standort aus agieren. Durch eine gemeinsame organisatorische Lösung können zudem attraktive Standortlösungen entwickelt werden, die sich positiv auf die Motivation und das Selbstverständnis der Mitarbeiter als kompetenter Dienstleister für die Region auswirken.
Weitere Effizienzpotenziale ergeben sich durch eine Optimierung des Fuhrparkeinsatzes. Der Winterdienst erfordert das Vorhalten eines fixen Fahrzeugbestandes, um die Winterdienstrouten mit den erforderlichen Umlaufzeiten durchführen zu können.

Eine Analyse der Routenplanung, der eingesetzten Fahrzeuge und der praktizierten Umlaufzeiten sowie Einsatz externer Dienstleister bildet dabei einen guten Ausgangspunkt für eine Neudimensionierung des Fuhrparks. Eine multifunktionale Nutzung der Fahrzeuge durch modulare Anbausysteme für weitere Aufgaben wie Straßenreinigung, Transport, Mäharbeiten etc., kann die Ganzjahresauslastung der Fahrzeuge und somit die Wirtschaftlichkeit des kommunalen Fuhrparks deutlich verbessern.

Ein weiterer Hebel liegt in der optimalen Betriebsorganisation. Ansatzpunkte bieten eine kritische Analyse von  angebotenen Leistungen und damit verbundenen Qualitätsansprüche sowie die praktizierten Abläufe. Spezialisierte Teams für die Grünflächenbetreuung, Straßeninstandhaltung, Servicierung der öffentlichen Gebäude etc. können effizienter und schneller agieren als „fliegende Bauhofmitarbeiter“ die auf Zuruf agieren und durch häufige Rüst- und Wegzeiten laufende Arbeitsprozesse unterbrechen müssen.
Mit den Mitarbeitenden umsetzen. Kein funktionierendes Kooperationskonzept ohne Einbezug der Mitarbeitenden. Transparenz und Möglichkeiten zur Beteiligung in der Entwicklung von Gemeindekooperationsprojekten sind der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen sowie die Voraussetzung dafür, dass die Zusammenarbeit später auch funktioniert.
Klar ist: Es braucht gemeinsame Lösungen und Zielbilder über alle Gebietskörperschaftsebenen hinweg und einen klaren und regionalen Blick auf die Versorgungsnotwendigkeiten. Vor allem im Bereich der Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur (z.B. Hallenbad, Sportzentren, Feuerwehren, Kindergärten, Bau- und Wirtschaftshöfe etc.), die per se hohe Investitions- und Instandhaltungsaufwände nach sich ziehen, lohnt sich ein kritischer Blick auf die regionalen Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Rückt man den konkreten Servicebedarf und das gemeinsame Ziel „Qualität und Wirtschaftlichkeit aus einer Hand“ in den Mittelpunkt, können einseitige Interessen überwunden und der gemeinsame Blick auf das wirklich Notwendige geschärft werden. Klare Analysen schaffen dabei die erforderliche Grundlage um auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten funktionierende Lösungen zu entwickeln und die richtigen Entscheidungen treffen zu können.