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Smartes Parken 2.0

Das Thema Digitalisierung ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Auch bei der möglichst effizienten Nutzung von Parkplätzen bringen innovative digitale Alltagshelfer mittlerweile sehr viele Vorteile im städtischen Raum.
Von Tony Bayer

Smart-Parking-Lösungen sind digitale Tools, die es Fahrern ermöglichen, rasch einen Parkplatz zu finden und zu buchen, indem sie Echtzeitinformationen über die Verfügbarkeit bereitstellen. Dank technologischer Fortschritte arbeiten inzwischen namhafte Unternehmen in diesem Segment zusammen und stellen ein gebündeltes Angebot bereit, das eine Kombination aus mobilen Apps, Zahlungsplattformen, dynamischen Schildern, Sensoren und anderen lokalisierten Lösungen umfasst.
Gemeinsames Ziel ist dabei, Fahrzeuge, Infrastruktur und öffentliche Verkehrsmittel zu verbinden sowie Mobilität und Sicherheit für die Autofahrer zu verbessern. So werden heute immer mehr Straßen mit speziellen Sensoren ausgestattet – die durch Straßen, Autos und Mobiltelefone generierten Echtzeitdaten helfen in diesem Fall entscheidend mit, um genaue Einblicke in Verkehrsflussmuster, Witterungsbedingungen, Straßensperren, Baustellen oder Parkraumauslastungen zu erhalten.

Smart-Parking-Lösungen haben darüber hinaus einen klimaschonenden Nebeneffekt: Denn weniger parkplatzsuchende Menschen bedeuten automatisch weniger CO2-Emissionen. Außerdem gibt es dadurch weniger Staus und verstopfte Straßen, wenn Autos seltener im Kreis fahren müssen. Wie hoch die Einsparungsmöglichkeiten von Kohlenstoffdioxid-Emissionen durch Einsatz von Smart Parking sein könnten, hat beispielsweise die Deutsche Bundesregierung in einer Anfrage zum Einsatz von Smart Parking zur CO2-Reduzierung beantwortet: Demnach könnten bis 2030 jährlich zwischen 400.000 bis zu 900.000 Tonnen CO2 in Deutschland eingespart werden, je nachdem, wie umfassend die Kommunen Smart Parking einsetzen.

Transparenz durch digitalisierte Parkplätze. Für viele Städte und Gemeinden ist das Thema Parken nicht umsonst ein zentrales Infrastruktur-Element für viele andere Smart-City-Handlungsfelder. Im Bereich ÖPNV bleibt der Parksuchverkehr noch immer eines der größten Hemmnisse für Pünktlichkeit und beeinflusst den Verkehrsfluss und damit die Umweltbelastung. Darüber hinaus klagen viele Besucher von Innenstädten über Frustration bei der Parkplatzsuche.

Die Vernetzung von Parkplätzen und die Information über freie Stellflächen ist am Markt nicht ganz neu und in vielen Städten bereits implementiert. Neu ist jedoch, dass mit den jetzt digitalisierten Parkplätzen eine Infrastruktur mit offenen Schnittstellen geschaffen wurde, berichtet Stefan Eckart, Geschäftsführer eines deutschen Start-ups. „Wir wollen den Autofahrern durch sensorisch erfasste Parkdaten mehr Transparenz bei der Suche nach freien Parkflächen ermöglichen. Deshalb fokussieren wir uns auf stellplatzgenaue Informationen zur Echtzeitbelegung und eine flexible Nutzung in Kooperation mit Softwareanbietern und Parkraumbewirtschaftern.“

Das junge Unternehmen konnte mit einer eigens entwickelten Sensortechnologie bereits mehr als 50.000 Stellplätze in ganz Europa digitalisieren. Dank eines „globalen Algorithmus“ liegt die Detektionsrate des Systems derzeit bei über 99 Prozent. Dieser wertet nicht nur das Signal eines Sensors aus, sondern auch die Signale der Sensoren daneben. So kann das System genaue Belegungsdaten in Echtzeit liefern.

Weil aber nicht jede Hard- bzw. Software für jeden Anwendungsfall gleich gut geeignet ist, sind auch die Geschäftsmodelle der einzelnen Anbieter in die Bewertung miteinzubeziehen, meint etwa Jens-Peter Seick, wissenschaftlicher Projektleiter „Lemgo Digital“ am Fraunhofer IOSB-INA: „Neben dem Feldtest der unterschiedlichen Technologien mit Handlungsempfehlungen für Kommunen, ist es unser erklärtes Ziel, dass die gewonnenen Echtzeitdaten bei den Kommunen bleiben und diese über offene Schnittstellen und leistungsfähige Plattformen zu Mehrwertdiensten für Bürger und Besucher werden. Das sehen wir als einen nachhaltigeren Weg an, als für jeden Bereich einer Stadt eigene Apps zu entwickeln oder sich auf einen Lösungsanbieter festzulegen.“

Lemgo als Smart-City-Vorreiter. Zum Start des Projekts in Lemgo, einer kleinen Hochschulstadt in Nordrhein-Westfalen, wurden die ersten Parkplätze im Innenstadtbereich vernetzt und in das IoT-Softwaresystem integriert. Und so funktioniert das neue System: Bei der jetzt installierten Parklösung werden intelligente Sensoren frei von zeitintensiven Montagearbeiten auf den Parkplätzen angebracht.

Die Sensoren erkennen mittels elektromagnetischer Messung, ob diese besetzt sind, und funken den Status in Echtzeit über spezielle IoT-SIM-Karten von Vodafone in die offene IoT-Software von Lemgo Digital. In dieser werden die Daten gesammelt sowie verarbeitet und können über eine offene Schnittstelle direkt mit Plattformanbietern geteilt werden. Von der schnelleren Suche nach Parkplätzen können dabei auch Betreiber von Supermärkten, Kliniken oder städtischen Unternehmen profitieren. Sie können mit dem vernetzten Sensorsystem beispielsweise die Auslastung ihrer Stellplätze in Echtzeit analysieren und auf Basis fundierter Daten planen oder ihren Kunden besondere Angebote machen. In Zukunft sollen Autofahrer zu den Parkplätzen über ihr Navigationssystem geleitet werden. Auch ist das Buchen, Reservieren und die Vermietung für bestimmte Zeiträume denkbar. Beispielsweise dann, wenn der eigene Stellplatz immer nur nachts gebraucht wird.


Synchronisierte IoT-Expertisen. Der Auftakt des Projekts konnte durch die Zusammenarbeit von Stadt, Fraunhofer, Vodafone und dem Start-up Smart City System in kurzer Zeit realisiert werden. Im engen Schulterschluss haben die Partner aus den unterschiedlichen Bereichen ihre Expertise synchronisiert und das neue Testfeld erstellt. Jens-Peter Seick, Projektleiter von Lemgo Digital, freut sich über die gelungene Kooperation im IoT-Forschungsumfeld: „Auch junge Unternehmen und Start-ups in die Forschung miteinzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mit ihrem spezialisierten Know-how zu beteiligen, ist Teil der DNA von Lemgo Digital. Jetzt freuen wir uns auf viele Ideen zu innovativen Mehrwertdiensten.“