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Umweltbundesamt/B. Gröger

Die Umwelt in Österreich

Wo steht Österreich im Klimaschutz, beim Erhalt der biologischen Vielfalt und auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft? Welche positiven Entwicklungen und Herausforderungen gibt es? Antworten liefert der neue Umweltkontrollbericht, in dem das Umweltbundesamt den Zustand der Umwelt in Österreich analysiert.

Alle drei Jahre zeigen die Experten im Umweltkontrollbericht Umwelttrends auf und liefern Perspektiven. Der aktuelle, 13. Bericht zeigt: Wichtige Maßnahmen zum Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung, im Mobilitäts- und Energiebereich sowie in der Abfallvermeidung zeigen Wirkung, in vielen Bereichen bleiben die Herausforderungen aber groß.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten gilt es, Energieverbrauch in den nächsten Jahren deutlich reduzieren, die Artenvielfalt wirkungsvoller schützen und den rasanten Bodenverbrauch in den Griff bekommen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gut umsetzbare, verbindliche Maßnahmen wirken und wesentlich zur Verbesserung der Umweltsituation beitragen.
Klimaschutz und Klimawandel.
Die Treibhausgas-Emissionen steigen in Österreich nach einem kurzfristigen Rückgang durch die COVID-19-Pandemie 2021 wieder an. Die Ziele der Europäischen Union bis 2030 und bis 2050 werden ohne zusätzliche Maßnahmen nicht erreicht. Um bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, braucht es die Senkung des Energieverbrauchs, den Ausbau erneuerbarer Energieträger und den Ausstieg aus fossiler Energie in allen Sektoren. Da der Klimawandel in Österreich rascher vor sich geht als im globalen Mittel und jetzt schon große finanzielle Schäden verursacht, werden seit 2012 Maßnahmen zur Klimawandelanpassung umgesetzt. Sie müssen deutlich ausgeweitet werden und alle Sektoren und Lebensbereiche umfassen, um den Folgen der Klimaerwärmung besser begegnen zu können.

Energie- und Mobilitätswende. Der Anteil Erneuerbarer Energieträger steigt und erreichte 2020 den Höchstwert von 36,5%. Allerdings liegt der gesamte Energieverbrauch trotz pandemiebedingtem Rückgang noch immer deutlich über den gesteckten Zielen. Für die rasch erforderliche Energiewende sind weitere Maßnahmen nötig. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, die österreichische Wärmestrategie und der Fokus auf Energieraumplanung sind nächste wichtige Hebel für die Energiewende.
Im Verkehrssektor steigt die Anzahl der Fahrzeuge mit alternativem Antrieb kontinuierlich, jedoch auch Verkehrsleistung und Motorisierungsgrad. Im Jahr 2019 erreichten die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors fast den Höchstwert von 24 Millionen Tonnen aus dem Jahr 2005; der Anteil an den gesamten Treibhausgas-Emissionen (ohne Emissionshandel) beträgt fast 45%.

Ressourcen: Boden- und Biodiversitätsschutz. Österreichs Böden sind gigantische Kohlenstoffspeicher und damit wichtige Faktoren im Umgang mit dem Klimawandel. Die tägliche Flächeninanspruchnahme ist trotz steigendem Nutzungsdruck in den letzten Jahren stabilisiert bzw. leicht zurückgegangen. Sie liegt dennoch bei 11,5 Hektar pro Tag und damit weit weg von den im österreichischen Regierungsprogramm angestrebten 2,5 Hektar täglich.

Um die Ressource Boden nachhaltig zu sichern, ist auch dieses Ziel noch zu hoch. Rasches und entschiedenes Gegenlenken ist demnach gefordert. Erste Schritte dazu setzen Bund, Bundesländer, Städte und Gemeinden mit der Erarbeitung nationalen Bodenstrategie, die derzeit erarbeitet wird und dem Brachflächendialog. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Klimaschutzministeriums mit dem Ziel, leerstehende Standorte wieder zu nutzen.

Die Artenvielfalt in Österreich nimmt stark ab. Rund 72% der Tier- und Pflanzenarten und rund 80% der Lebensraumtypen weisen keinen günstigen Erhaltungszustand auf. Verbauung und Zersiedelung zerschneiden zusammenhängende Lebensräume und schaffen u.a. Barrieren für die Wildtierwanderung. Zu den Gefährdungsursachen der Artenvielfalt zählen intensive Nutzung von Boden und natürlichen Ressourcen, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive gebietsfremde Arten. Um den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen, wurde die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+ erarbeitet, die kurz vor der Veröffentlichung steht.
Nachhaltige Produktion UND Kreislaufwirtschaft. Der Einsatz von Energie und Rohstoffen in den wirtschaftlichen Kreisläufen ist nach wie vor zu hoch. Für die Verringerung des Ressourcenverbrauchs und die Erhöhung des Recyclinganteils sind große Umstellungen in den Produktionsprozessen und bei der Nutzung von Produkten notwendig. Auch wenn Österreich bei der Abfallvermeidung und -verwertung unter den Besten Europas ist - bei der Ressourcennutzung besteht dringender Aufholbedarf. Die Trendwende bis 2050 soll die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie bringen. Sie macht Österreich fit für die zukünftigen ambitionierteren EU-Recyclingziele, indem Altstoffe besser erfasst, Märkte für Sekundärrohstoffe gestärkt und die Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg verbessert werden sollen.

Fazit: Es gibt viel zu tun – packen wir’s an! Seit den 80er und 90er Jahren hat sich die Umweltsituation in einzelnen Bereichen durch wirkungsvolles Gegenlenken deutlich verbessert, z.B. in der Reduktion von Schadstoffen in Luft und Gewässern oder im Altlastenmanagement. Die aktuellen Herausforderungen, etwa bei der Mobilitäts- oder bei der Energiewende, sind komplex und erfordern tiefgreifende Veränderungen in unseren Konsum- und Produktionsmustern. Lösungen für eine umweltfreundliche Zukunft in Österreich gibt es. Um sie umzusetzen, braucht es vor allem Zusammenarbeit von allen Beteiligten und ganzheitliche Lösungen.
Denn Klimaresilienz ist nicht ohne Energieunabhängigkeit zu denken, Umwelt nicht ohne Gesundheit, Lebensqualität nicht ohne Artenvielfalt, Umwelteffekte der Industrie nicht ohne wirtschaftliche Prosperität und Maßnahmen zum Umweltschutz nicht ohne soziale Akzeptanz. Das Umweltbundesamt unterstützt dabei mit Daten, Fakten und Analysen wie dem Umweltkontrollbericht, aber auch durch Szenarien für eine nachhaltige Entwicklung.

Umweltzeichen

Autorin:

Monika Mörth MAS Umweltbundesamt Geschäftsführerin