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Der Österreichische Verwaltungspreis

Österreich gilt im internationalen Vergleich nach wie vor als bürokratisch, kompliziert und steht in der Verwaltung in puncto „Benutzerfreundlichkeit“ nicht zwingend an oberster Stelle. Trotz der Vorteile eines behäbigen, genauen Systems (wie vor allem der hohe Sicherheits- und Kontrollfaktor) gibt es einige Bestrebungen, die staatliche Verwaltung zu reformieren, zu modernisieren und allgemein ins 21. Jahrhundert zu führen.

Ein Instrument hierzu ist der Österreichische Verwaltungspreis. Seit dem Jahr 2008 wird er im Zwei- bis Drei-Jahres-Rhythmus vergeben und prämiert innovative Verwaltungskonzepte. Auch 2021 wird er wieder in sieben verschiedenen Kategorien vergeben, die auch die aktuellen verwaltungs- und gesellschaftspolitischen Zielsetzungen widerspiegeln. So gibt es beispielsweise eigene Preiskategorien für „Partizipation und Co-Creation“ sowie für „Diversity, Gender und Integration“. Doch auch die Punkte der Nachhaltigkeit und Ökologisierung finden ihren Platz und werden in der Preiskategorie „Ökologische Nachhaltigkeit“ prämiert.

Eine weitere Kategorie, die heraussticht, trägt den Titel „Die Corona-Krise als Innovationstreiberin“. Unter diesem Punkt sollen innovative Konzepte, die aus der Not einer gesundheitlichen und wirtschaftlichen Krise entstanden sind, geehrt und prämiert werden, besonders interessant sind aber vor allem Konzepte, die die Krise zwar hervorgebracht hat, sich jedoch auch außerhalb dieser schwierigen Zeit sinnvoll einsetzen lassen.

Viele der prämierten Konzepte der Vergangenheit gehören mittlerweile dem selbstverständlichen Alltag an und sind aus der heutigen Verwaltung gar nicht mehr wegzudenken.

Prämierte Projekte. In der Kategorie „Verwaltungsprojekte“ wurde im Jahr 2019 beispielsweise das Videodolmetschen im Bereich der Exekutive und Sicherheitsverwaltung prämiert. Hierdurch konnte die Wartezeit auf Dolmetscher deutlich verringert und das Risiko von Missverständnissen aufgrund von bestehenden Sprachbarrieren minimiert werden.

Im Jahr 2016 konnte ein Pilotprojekt zur Optimierung der Abfalllogistik in der Marktgemeinde Birkfeld ausgezeichnet werden. Hierbei wurde der Fokus auf Digitalisierung, dem Überdenken und der Neukonzeption alter und veralteter Abläufe gelegt und unter Einbezug ökonomischer und ökologischer Parameter das Abfallmanagement neu und modern umgesetzt. Außerdem wurde die Einrichtung eine Bürger-App zur Visualisierung mit der Implementierung neuer Tourenabläufe kombiniert. Bemerkenswert ist bei diesem Projekt vor allem die Übertragbarkeit auf andere Verwaltungssektoren, was auch der Jury auffiel.

Bereits 2008 konnte das Instrument „Diversity Check“ mit dem österreichischen Verwaltungspreis ausgezeichnet werden. Es stellt ein Tool zur internen Selbstanalyse, Maßnahmenentwicklung und Umsetzung sowie zur Evaluierung und Weiterentwicklung der kundenorientierten Ausrichtung der Dienstleistungen, Produkte und des Servicegrades der Dienststellen dar. Ziel des Instrumentes ist die Reaktion auf die soziale, ethnische und kulturelle Pluralisierung der Bevölkerung und eine dementsprechend notwendige Anpassung der verwaltungstechnischen Prozesse.

Die Teilnahmekriterien. Teilnehmen dürfen alle Organisationseinheiten im öffentlichen Dienst inklusive der Eigenbetriebe. Es können auch Kooperationsprojekte mit Partnerinnen und Partnern aus der Zivilgesellschaft sowie Unternehmen oder Vereinen eingereicht werden, sofern die öffentliche Hand mehrheitlich an den Projekten beteiligt ist. Aus diesen Teilnahmevoraussetzungen ergibt sich eine deutliche Ausrichtung unter anderem auf Gemeinden und gemeindeinterne Organisationen als Teilnehmer.

Der Preis selbst wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport vergeben und dieses Jahr von Vizekanzler Mag. Werner Kogler in seiner Funktion als Bundesminister persönlich verliehen.

Ein weiterer Aspekt des Verwaltungspreises ist die Vernetzung von Ideen. Prämierte Konzepte dienen oftmals als Inspiration zur Problemlösung in ähnlich gelagerten Fällen und schaffen – nicht zuletzt durch die Kontaktherstellung zwischen den verantwortlichen Personen – eine gute Basis für Wissensaustausch und gemeinsamen Fortschritt.

Auch im Jahr 2021 erwartet uns wieder eine Vielzahl spannender und innovativer Projekte. Da die Finalrunde erst Mitte April 2021 startet und die Endergebnisse und Juryentscheidungen erst mit der Prämierung am 8. Juni 2021 (vorläufig angesetzter Termin) feststehen, bleibt abzuwarten, welche Konzepte diesmal das Rennen machen.


RECHTSTIPP
von Prof. Dr. Michael Breitenfeld und Mag. Robert Ertl, Breitenfeld Rechtsanwälte GmbH & Co KG
» www.kanzlei-breitenfeld.at