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Plauderangebot

Für Mitmenschlichkeit und gegen Einsamkeit steht die Initiative Plaudernetz.

Bereits vor der Corona-Krise gab es in Österreich laut einer Befragung rund 372.000 Menschen, die niemanden für persönliche Gespräche in ihrem Umfeld haben. Die Zahl der Single-Haushalte hat sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt. „Die Caritas beobachtet schon lange: Einsamkeit nimmt zu. Sie ist keine Frage des Alters. Und Einsamkeit macht krank. Durch die Corona-Krise wurde das Problem noch einmal deutlich verschärft“, betont Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Aus diesem Grund rief die Caritas im April des heurigen Jahres – noch während des Lockdowns – mit Unterstützung des Telekom-Unternehmens Magenta und gemeinsam mit der Kronen Zeitung das Plaudernetz ins Leben.

Die Idee: Menschen, die niemanden zum Reden haben, können mit Freiwilligen telefonieren, die gerne zuhören. Nun gewann die Initiative beim World Summit Award Austria in der Kategorie „Government & Citizenship“ den ersten Preis. „Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung. Gerade in Corona-Zeiten gilt: Auch, wenn wir zueinander Abstand halten, können wir einander dennoch nahe sein – im konkreten Fall genügt ein Telefon, um der Einsamkeit ein Stück weit zu entgehen. Einsame Menschen wieder in die Gesellschaft zu holen, das ist keine Aufgabe, die wir sogenannten sozialen Medien überlassen können. Hier sind wir als Gesellschaft insgesamt gefordert“, so Schwertner.

„Wir sind besonders stolz, dass wir mit Plaudernetz in dieser einsamen Zeit gemeinsam mit der Caritas eine Initiative schaffen konnten, die Menschen verbindet und binnen kurzer Zeit so gut angenommen wurde“, so Magenta-Telekom-Unternehmenssprecher Peter Schiefer. Aufgrund des Erfolgs wurde die Zusammenarbeit bis 2021 verlängert. Magenta ist technischer Partner, der hinter der intelligenten Telefonanlage steckt. Das Projekt wurde gemeinsam von B2B und IT erfolgreich realisiert, sowie mit öffentlichen Mitteln der Stadt Wien gefördert.

Mehr als 7.000 Anrufe. Die Initiative, die für all jene ins Leben gerufen wurde, die niemanden zum Plaudern haben, verzeichnete seit dem Start im April mehr als 7.000 Anrufe. Plaudernetz ist keine Krisen- oder Expertenhotline, sondern ein Plauderangebot für die kleinen und großen alltäglichen Gespräche, die den Menschen oft so fehlen. Unter der Nummer 05 1776-100 verbindet die Hotline täglich von 12 bis 20 Uhr Menschen, die sich austauschen möchten.

Rund 2.700 registrierte Plauderpartner haben sich seit Projektstart als Freiwillige angemeldet. Durchschnittlich 30 bis 80 Anrufe gehen täglich beim Plaudernetz ein, besonders viele Anrufe erreichten die Hotline in der Zeit des Lockdowns. Manche Menschen rufen täglich an, manche seltener. Auffallend ist es, dass auch jüngere Menschen zum Hörer greifen. Und es sind Männer wie Frauen, die das Gespräch suchen. Durchschnittlich dauern die Gespräche 30 Minuten.

Im Herbst rechnen die Projektbetreiber wieder mit einem Anstieg der Anrufe. Schwertner: „Die vielen positiven Rückmeldungen machen deutlich: Vom Plaudern profitieren beide Seiten – die Anrufer gleichermaßen wie die Freiwilligen.“ In den Telefonaten wird von den Anrufern oft Dankbarkeit darüber geäußert, dass sie einfach einmal erzählen können, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Themen sind häufig das Corona-Virus und der Umgang mit der Situation.

 

Infokasten: So funktioniert Plaudernetz

1.    Du willst reden: Dann wähle 05/17 76-100. Die Nummer wird anonymisiert. Nach einem Zufallsprinzip wirst du mit einem freiwilligen Gesprächspartner verbunden, der jetzt gerade Zeit hat.
2.    Du willst zuhören: Dann registriere dich auf
»  www.plaudernetz.at