Bis Ende des Jahrhunderts rechnen die Wissenschaftler in Neubau mit 50 bis 55 extremen Hitzetagen pro Jahr. Damit gehört der 7. Bezirk zu den vom Klimawandel stark betroffenen Gebieten Wiens. Mit der Neugestaltung der Zieglergasse entsteht jetzt das Pilotprojekt, das zeigt, wie man Hitzetage auch im dicht bebauten Neubau erträglich machen kann.
Die zunehmend heißen Sommertage sind eine große Belastung für die BewohnerInnen der Stadt. Besonders Kinder, kranke und alte Menschen und Haustiere leiden unter hohen sommerlichen Temperaturen. Um nachhaltig Abhilfe zu schaffen, verwandeln die Bezirksvorstehung für den 7. Bezirk und die für Straßenbau zuständige Magistratsabteilung 28 die Zieglergasse heuer in eine sogenannten „Kühle Meile“ – Wiens erste klimaangepasste Straße: Gezielte Umbaumaßnahmen, Begrünung sowie Kühlbögen und Wasserentnahmestellen erhöhen die Lebensqualität auch an heißen Tagen.
Auswirkung des Klimawandels – städtische Hitzeinseln
„Klima und Zusammenhalt sind die größten Herausforderungen für die Zukunft der kommenden Generationen. Es reicht nicht mehr zu hoffen, wir müssen auch handeln. Gerade die inneren Bezirke Wiens wie der 7. Bezirk mit wenigen Grünflächen sind besonders betroffen. Studien prognostizierten für diese Gebiete bis Ende des Jahrhunderts 50 bis 55 extreme Hitzetage pro Jahr – mit massiven Folgen für die Gesundheit. Umso mehr freut es mich, dass wir mit dem Pilotprojekt „Kühle Meile Zieglergasse“ in Neubau durch effektive Umbaumaßnahmen der Überhitzung gezielt entgegenwirken. Die Zieglergasse könnte damit Vorbild für ganz Wien sein“, betont Gemeinderätin und designierte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein.
„Wir beginnen jetzt und hier mit unserem Pilotprojekt „Kühle Meile Zieglergasse“. Zumindest das können wir heute für die nächste Generation tun“, plädiert Mag. Markus Reiter, Bezirksvorsteher Neubau. „Mit der „Kühle Meile Zieglergasse“ schaffen wir Lebensraum, der Hitzetage auch im dicht bebauten Neubau erträglich machen wird. Die vollständige, positive Wirkung dieser Maßnahmen werden wir schon in drei bis fünf Jahren spüren können.“
Laut Reiter ist das Projekt schon jetzt ein Best-practice-Beispiel für die Klimawandelanpassung in Wien. Entlang von gut einem Kilometer werden 24 Bäume für Beschattung sorgen. Wasserentnahmestellen bieten Erfrischung für Menschen und Tiere. Mit Kühlbögen können bestimmte Straßenabschnitte effektiv um mehrere Grad gekühlt werden. Diese Maßnahmen helfen die Lebensqualität auch bei zunehmender Hitze in der Stadt zu erhalten.
„Nach dem im Vorjahr durchgeführten Wasserleitungstausch der MA 31 über weite Abschnitte der Zieglergasse steht der Neugestaltung des Straßenraumes nichts mehr im Wege. Im Zentrum des Umbaus stehen die helle Pflasterung der Straße, natürliche Beschattung oder kühlendes Nass“, sagt DI Thomas Keller, Dienststellenleiter der MA 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau. „Insgesamt sorgen vier Kühlbögen, fünf Pergolen mit Sitzelementen, 32 Einzelsessel, fünf Hydrantenaufsätze und 24 Bäume für eine hohe Aufenthaltsqualität an heißen Sommertagen in der Stadt. Zwischen Apollogasse und Lerchenfelder Straße wird die Begrünung mit 20 neuen Bäumen enorm erhöht“, ergänzt Keller.
Maßnahmen gegen Hitze
Im Vordergrund des Klimaanpassungprojekts „Kühle Meile“ steht das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Mit den Bepflanzungen, Möblierungen, Bänken, Wasserentnahmestellen und Kühlelementen entstehen natürlich beschattete Orte für Begegnung. Auch für Hunde entstehen Vorteile an heißen Sommertagen, sie profitieren von Trinkbrunnen und Beschattungen in der „Kühle Meile“.
Folgende Bereiche erhalten besondere Aufmerksamkeit bei der Umgestaltung:
· Vor der Volksschule auf Höhe der Zieglergasse 21
· Häuserrücksprung auf Höhe der Hausnummern 34/34A
· Kreuzungsplateau mit der Westbahnstraße
· Bereich zwischen Badhausgasse und Lerchenfelder Straße
An diesen Stellen kommen zusätzliche Gehsteigerweiterungen, sogenannte Sitz-Schatten-Module, neue Grünflächen, Kühlbögen und zusätzliche Trinkwasseraufsätze bei den bestehenden Hydranten.
Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer bekommen insgesamt 150 Stellplätze, die auf dem gesamten Abschnitt verteilt werden. Durch die Entfernung der Ampel am Kreuzungsplateau Zieglergasse/Westbahnstraße ergeben sich zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten für geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen (Fahrbahnanhebungen) und verbesserte Sichtbeziehungen (Gehsteigvorziehungen). Die vorab geprüfte Veränderung bringt eine erhöhte Verkehrssicherheit mit sich.
Die Gesamtkosten für die Neuadaptierung der Zieglergasse nach den notwendigen Wasserrohrarbeiten belaufen sich auf rund 2,4 Mio. Euro. 70 Prozent (ca. 1,7 Mio.) werden aus dem Zentralbudget der Stadt Wien (der Großteil davon aus der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung sowie weitere 80.000 Euro von der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke für Grünraumgestaltung) getragen. Die verbleibenden, 30 Prozent der Kosten werden vom Bezirk Neubau getragen.
Bauabschnitt: Zieglergasse von Apollogasse bis Lerchenfelder Straße (2018 wurden zwischen Mariahilfer Straße und Apollogasse vier Baumscheiben realisiert)
Baubeginn: August 2019
Bauende: Dezember 2019
Quelle: wien.at