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Der Welt-Wassertag bringt die Bedeutung der globalen Ressource Wasser in den Vordergrund. Viele Millionen Menschen weltweit haben keinen freien Zugang zu qualitativ einwandfreiem Wasser. Standardisierungsorganisationen arbeiten weltweit daran, dass sich das ändert.
Rund 70 Prozent der Erdoberfläche werden von Wasser bedeckt, aber nur ein Bruchteil davon ist Süßwasser und somit unmittelbar für Menschen nutzbar. 783 Millionen Menschen haben laut UNICEF-Angaben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 4,5 Milliarden Menschen haben keine ausreichenden sanitären Einrichtungen.
Der Welt-Wassertag am 22. März soll die Bedeutung von Trinkwasser in den Mittelpunkt rücken - diesjähriges Motto: „Niemanden zurücklassen“. Die Agenda ist ein Fahrplan der Vereinten Nationen zur Transformation der Welt bis 2030 und enthält ein Nachhaltigkeitsziel, das sich speziell dem Thema Wasser widmet.
Österreich schwimmt in Wasser
Österreich ist in Sachen Wasser eine Insel der Seligen. Es ist ausreichend Wasser vorhanden und dieses wird gut behütet. Zuletzt wurde sogar im Bundesrat betont, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels die Trinkwasserversorgung nachhaltig gestaltet werden müsse und nicht privatisiert werden dürfe.
Unser Land ist auch eines der wenigen EU-Länder mit einem Standard, der dafür sorgt, dass Materialien, die mit unserem Trinkwasser in Berührung kommen, unbedenklich sind. „Die ÖNORM B 5014 ‚Sensorische und chemische Anforderungen und Prüfung von Werkstoffen im Trinkwasserbereich‘ ist ein dreiteiliges nationales Regelwerk, das die Anforderungen an jene Werkstoffe genau definiert, die mit unserem Trinkwasser in Berührung kommen“, erklärt Jörg Nachbaur, zuständiger Manager für das Komitee 140 „Wasserqualität“ bei Austrian Standards. Eine Empfehlung für die Umsetzung und Einhaltung des Trinkwasserqualitätsstandards ist zudem im Österreichischen Lebensmittelbuch festgeschrieben.
Wieso eine heimische Norm für Werkstoffe?
„Trinkwasser kommt mit zahlreichen Stoffen in Berührung, die die Wasserqualität so wenig wie möglich negativ beeinflussen und die Gesundheit nicht beeinträchtigen sollten“, betont Helmut Richter, Mitarbeiter des Fachbereichs Kunststoff- und Umwelttechnik an der Staatlichen Versuchsanstalt TGM Wien. „Je länger sich das Wasser in Kunststoff- oder Metallrohren, Behältern oder Armaturen aufhält, desto wahrscheinlicher kommt es zu unliebsamen Material-Eintragungen, die die Wasserqualität mindern und sich negativ auf die Gesundheit auswirken können“, warnt der Chemiker.
„Nicht nur Bleirohre, auch andere Metall- und Kunststoffrohre geben Stoffe ans Wasser ab, die nichts im Trinkwasser verloren haben“, betont Richter. „Vor allem Teile von Inneninstallationen, die oft aufwendig gestaltet sind, können aus Legierungen, die Blei und andere unerwünschte Metalle enthalten, bestehen. Metalle, die auf diese Weise ins Trinkwasser gelangen, können, wenn sie über lange Zeit aufgenommen werden, bereits in geringen Konzentrationen gesundheitsschädigend sein. Aus diesem Grund wurden in der Trinkwasserverordnung sehr niedrige Grenzwerte festgelegt und weitere wasserhygienische Vorgaben im Österreichischen Lebensmittelbucht Kapitel B1 ‚Trinkwasser‘ verankert.“
Qualität des Trinkwassers
„Ohne standardisierte Regelungen besteht die Gefahr, dass der österreichische Markt von minderwertigen Produkten überschwemmt wird“, weiß Regina Sommer, Professorin für Wasserhygiene an der Medizinischen Universität Wien und Vorsitzende der Codex-Kommission „Trinkwasser“ im Gesundheitsbereich des Bundesministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK). „Die ÖNORM B 5014 dient nicht nur der Wasserwirtschaft und dem Bauwesen, um qualitativ hochwertige Produkte einsetzen zu können, sondern vor allem auch der Sicherheit der privaten Hausbauer, die häufig in Baumärkten zu günstigen Produkten greifen, diese einbauen und dann zu spät erkennen, dass sie ungeeignet sind und die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen. Ein Austausch der Installationen ist dann aufwendig und teuer“, so die Hygieneexpertin. Sie rät zur Aufrechterhaltung einer optimalen Trinkwasserqualität in der Gebäudeinstallation neben der Qualität der Materialien auch auf einen möglichst einfachen Aufbau der Armaturen zu achten und auf sogenannte wassersparende Armaturentechnik sowie auf die in Österreich nicht notwendigen Nachbehandlungsgeräte zu verzichten. „In Österreich haben wir den Anspruch und den Luxus bestes Wasser aus der Wasserleitung genießen zu können. Dafür ist aber die Pflege der Gebäudeleitungen Voraussetzung. Ein Spülen der Leitung ist keine Wasserverschwendung, sondern wie Geschirrspülen eine hygienische Notwendigkeit“, erklärt die Wasserhygienikerin.
Ein Tipp für die tägliche Praxis des Wasserkonsums: „Nach dem Aufdrehen des Wasserhahnes soll man unbedingt vor dem Trinken das abgestandene Wasser aus der Leitung abrinnen lassen. Denn Wasser ist - wie jedes andere Lebensmittel auch - verderblich. Erst wenn das Wasser kalt aus dem Hahn kommt, ist es frisch und somit in bester Qualität genießbar“, appelliert Richter.
Neue Baustofflisten des OIB
Zuletzt hat auch das Österreichische Institut für Bautechnik OIB in den aktualisierten Baustofflisten diejenigen Materialien neu spezifiziert, die mit Trinkwasser in Berührung kommen dürfen und dazu technische Spezifikationen für die Hersteller von Rohren etc. festgelegt. Es wurden die Anforderungen an Bauprodukte definiert, die mit Trinkwasser in Berührung kommen können. Auch hier spielt die Normenreihe ÖNORM B 5014 eine zentrale Rolle.
Weiterführende Informationen:
In Österreich gibt es eine Reihe von Standards zur Wasserqualität. Die aktuellen Projekte des dafür zuständigen Komitee 140 „Wasserqualität“ sind hier zu finden: https://committees.austrian-standards.at/projects/show/694. Zusammen sorgen diese für die anhaltend hohe Qualität des in Österreich konsumierten Wassers. Die Entwicklung erfolgt unter breiter Beteiligung von Kommunen, Forschungseinrichtungen, Behörden und Unternehmen. Neben der Normenreihe ÖNORM B 5014 wird unter anderem auch auf Antrag des BMASGK die ÖNORM B 5022 zu den Anforderungen an die mikrobiologische Wasserbeschaffenheit in aerosolbildenden Waschanlagen zur Vorbeugung von Infektionen mit der Legionärskrankheit erarbeitet. Der Standard soll noch heuer erscheinen.
Über Austrian Standards
Standards (z. B. ÖNORM, ISO) sind von Fachleuten erarbeitete Empfehlungen. Sie stehen für Qualität und schaffen Vertrauen in Produkte und Leistungen. Austrian Standards stellt seit 1920 als unabhängige, neutrale Plattform einen transparenten Prozess zur Entwicklung von Standards sicher. Heute findet mehr als 90 Prozent der Standardisierung auf europäischer und internationaler Ebene statt. Austrian Standards ermöglicht tausenden österreichischen Expertinnen und Experten, mit ihren innovativen Ideen international Standards zu setzen. Gleichzeitig bringt Austrian Standards mit seinen digitalen Lösungen das Know-how aus Standards der ganzen Welt nach Österreich. Als Teil eines weltweiten Netzwerks (u.a. Mitglied von ISO, CEN und ETSI) ist Austrian Standards bedeutende Drehscheibe für innovatives Know-how.
Standards sorgen in Österreich für ein Mehr an innovativer Wirtschaftsleistung in Höhe von rd. 2,5 Mrd. Euro.
Austrian Standards: www.austrian-standards.at